Des einen Leid ist des anderen Freud - das gilt auch an der Börse! Kürzlich hatte ich auf Cashkurs eine Analyse zu Copa Holdings geschrieben, eine der wenigen Perlen im Airline-Geschäft. Dort hatte ich beschrieben, warum der Betrieb von Fluggesellschaften ein äußerst schwieriges Geschäft ist.

Einer der vielen Gründe dafür ist, dass man die notwendigen Flugzeuge nur bei Boeing und Airbus kaufen kann. Man steht einem Duopol gegenüber, das gilt auch, wenn man die Maschinen indirekt über eines der großen Leasingunternehmen erwirbt. Den Preis bestimmt am Ende immer der Hersteller.

In einem Duopol hat es unmittelbare Auswirkungen auf den einen, wenn es bei dem anderen Probleme gibt. Für Airbus ist es daher eine gute Nachricht, wenn sich Maschinen von Boeing als unzuverlässig herausstellen.

Flugverbot für das bestverkaufte Flugzeug von Boeing

Zum Glück ist bei den jüngsten Vorfällen rund um die Boeing 737-9 Max niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Wenn sich allerdings Sicherheitsbolzen lösen und während dem Flug Türen aus dem Flugzeug gerissen werden, ist das äußerst bedenklich.

Die meisten Airlines haben den Flugbetrieb mit der Boeing 737-9 Max umgehend eingestellt. Inzwischen haben die US-Aufsichtsbehörden ein unbefristetes Flugverbot für das Modell verhängt. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hat ebenfalls ein Flugverbot erlassen.

Für Boeing ist das eine handfeste Katastrophe, denn mit keinem anderen Flugzeug erzielen die US-Amerikaner einen höheren Umsatz als mit der 737-9 Max. Viele Airlines werden es sich zweimal überlegen, an ihren Bestellungen festzuhalten oder weitere aufzugeben.

Dabei spielt es gar keine Rolle mehr, ob es in Zukunft zu weiteren Problemen mit dem Modell kommen wird. Nach den beiden Abstürzen in den Jahren 2018/2019 und den jetzigen Problemen, ist das Image der 737-9 Max massiv angeschlagen. Würden Sie heute in eine Maschine des Typs einsteigen? Vielleicht ja, aber viele werden diese Frage verneinen.

Der A320 ist ein Verkaufsschlager

Das könnte das Geschäft von Airbus zusätzlich befeuern, vor allem beim ohnehin schon sehr erfolgreichen 737-Konkurrenzmodell A320neo. Mit der Modellfamilie A320 erzielt Airbus bereits heute mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes.

Bei allen Modellen innerhalb der A320-Gruppe handelt es sich um schmalrumpfige Verkehrsflugzeuge (narrow body), die mit zwei Triebwerken ausgestattet sind und die hauptsächlich für Kurz- und Mittelstreckenflüge eingesetzt werden.

In den meisten Versionen hat das Flugzeug eine Reichweite von 5.900 Kilometern, der A320neo sogar 6.500 Kilometer. Darüber hinaus gilt die Modellreihe als sehr sicher und wirtschaftlich, obwohl sie in den meisten Konfigurationen eine größere Sitzbreite bietet als der 737-9 Max.

Bei Airbus läuft es aber ohnehin blendend. Nach dem schweren Einbruch 2020 kam es zu einer dynamischen Erholung. Die Nachfrage nach Flugzeugen ist in den letzten Jahren stark gestiegen, da die Fluggesellschaften ihre Flotten modernisieren und neue Routen eröffnen.

Airbus kann die Nachfrage nicht annähernd bedienen

Dadurch ist der Auftragsbestand von Airbus im letzten Quartal von 6.751 auf 7.992 Flugzeuge gestiegen. Um das einzuordnen können, muss man wissen, dass Airbus aktuell eine Produktionskapazität von etwa 735 Flugzeugen pro Jahr hat.

Daher arbeitet man mit Nachdruck daran, die Produktionskapazitäten auszubauen und hat eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, darunter den Bau von neuen Werken in den USA, China und Indien. Gleichzeitig soll die Produktion in den bestehenden Werken wie Hamburg und Toulouse deutlich steigen.

Darüber hinaus setzt man verstärkt auf Automatisierung, um die Effizienz der Produktion zu steigern. Hinzu kommen Investitionen in Forschung & Entwicklung, um die Produktion zu beschleunigen. Dazu gehört beispielsweise ein neues Verfahren zum Zusammenfügen von Flugzeugrümpfen.

Dadurch soll die Menge an hergestellten Flugzeugen der A320-Familie bis 2025 auf 75 pro Monat klettern, was einem Anstieg von etwa 50 % entspricht.

Ausblick und Bewertung

Obwohl Airbus enorme Investitionen stemmt, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen, hat man im Geschäftsjahr 2021 das drittbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt und 2022 das zweitbeste.

Da Airbus aufgrund der hohen Nachfrage die Preise diktieren kann und gleichzeitig mehr Flugzeuge herstellt, dürfte der Gewinn in Zukunft massiv steigen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass das Ergebnis 2024 – 2026 um mehr als 20 % pro Jahr auf 10,60 Euro je Aktie steigen wird.

In Anbetracht dieser geschäftlichen Entwicklung, steht einem Höhenflug der Aktie wenig entgegen. Sollten die Prognosen richtig sein, ist es wahrscheinlich, dass sich der Kurs bis 2026 verdoppeln wird.

Airbus Group (EADS) (WKN: 938914) - Chart vom 13.01.2024 - Kurs: 149 - Kürzel: AIR - Wochenkerzen


Mit dem Ausbruch über 137 Euro ist es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit extrapolierten Kurszielen bei 150-154 und 167-170 Euro gekommen.

Größere Rücksetzer dürften sich als Gelegenheit herausstellen. Im Idealfall gelingt ein Einstieg nahe der Unterstützung bei 120 Euro und dem knapp darunter verlaufenden Aufwärtstrend. Aus heutiger Sich sind deutlich sinkende Kurse jedoch unwahrscheinlich.

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