Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Die in Texas beheimatete HF Sinclair (US-Tickersymbol DINO) ist ein US-amerikanischer Raffineriebetreiber. Die Raffinerien befinden sich ausschließlich in den USA. Das Unternehmen produziert Benzin, Diesel, Kerosin, Bio-Diesel sowie Nebenprodukte wie Schmierstoffe oder Asphalt.

Zudem verfügt der Konzern über ein eigenes Tankstellennetz an 1.300 Standorten. Auch mit dem Transport und der Lagerung von Ölprodukten verdient das Unternehmen Geld.

Quelle: Unternehmenspräsentation Januar 2024

 

Das Unternehmen wird seit Mai vergangenen Jahres von Timothy Go geleitet. Dieser ist, unter anderem in der Rolle des Chief Operating Officers, seit 2020 für HF Sinclair tätig. Atanas Atanasov steht dem Unternehmen seit September 2022 als Finanzvorstand vor.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Vom 2023er Tief ausgehend sehen wir eine schöne Aufwärtsbewegung, welche von einer zahmen Seitwärtskorrektur bis zum 38er Fibonacci Retracement unterbrochen wurde. Seit Mitte Dezember läuft nun die nächste Aufwärtswellen. Und solange die Marke von 51 Dollar nicht unterschritten wird, bestehen gute Chancen auf einen Durchbruch durch die 65-Dollar-Marke und einen anschließenden Anstieg auf das Allzeithoch bei 83 Dollar.

Sollte die Aktie allerdings unter 51 Dollar rutschen, rückt wieder das Tief bei 37 Dollar in den Fokus.

Quelle: terminal.stock3.com

Die Konkurrenten Marathon Petroleum und Phillips 66 weisen eine beeindruckende Performance auf. Marathon Petroleum konnte sogar den Nasdaq 100 in den Schatten stellen, welcher im selben Zeitraum um knapp 500 Prozent zulegte. Das hat unter anderem auch politische Gründe. Dazu später mehr. HF Sinclair scheint charttechnisch drauf und dran zu sein, den Abstand verringern zu wollen. Die Bewertung würde es zumindest hergeben.

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Im Branchenvergleich mit Phillips 66 und Marathon Petroleum ist HF Sinclair die kleinste, aber auch die günstigste Wahl. Auch bilanziell steht der Konzern besser da als die großen Konkurrenten. Warum hier so ein deutlicher Abschlag gerechtfertigt sein soll, erschließt sich mir nicht.

Die Dividendenpolitik lässt Kontinuität vermissen, was allerdings auch der zyklischen Natur des Geschäftsmodells geschuldet ist. HF Sinclair zahlt eine kleine Standarddividende, welche je nach Geschäftsverlauf um eine jährliche Sonderdividende aufgebessert wird. Zuletzt steckte man das verfügbare Kapital lieber in Aktienrückkäufe.

Für die Zukunft hat sich das Management vorgenommen, die Hälfte des Gewinns in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an seine Aktionäre auszuschütten. Aktuell stehen 825 Millionen Dollar für Aktienrückkäufe zur Verfügung, mit welchen man satte acht Prozent aller ausstehenden Aktien zurückkaufen könnte.

Dass für Aktionäre künftig weiterhin regelmäßige Ausschüttungen drin sind, ist also wahrscheinlich. Über die Höhe kann aber bestenfalls gemutmaßt werden, da diese mit der Entwicklung der schwankungsanfälligen Energiepreise korrelieren. Wer hier mit dem ausschließlichen Argument der Dividendenrendite (aktuell 3%) investiert, ist deshalb auf dem Holzweg. Dafür muss man schon von zumindest stabilen Energiepreisen sowie einer robusten Konjunktur, welche weiterhin Ölprodukte nachfragt, ausgehen.

Bilanz und Verschuldung

Ich schätze es, wenn Unternehmen über eine lange Historie niedrige Schuldenstände aufzeigen. In solchen Fällen ist es meist so, dass der Fokus auf eine stabile Bilanz bei den verantwortlichen Managern in Mark und Bein übergegangen ist. Das wiederum erhöht die Chancen, dass auch in Zukunft und auch bei Managementwechseln sorgsam mit der Unternehmensbilanz umgegangen wird.

Durch die vollständige Übernahme von Holly Energy (bisher besaß man bereits 47 Prozent der Anteile) im Dezember 2023 kann HF Sinclair sein Pipelinenetz vergrößern und bekommt weitere Raffinerien dazu. Dadurch wird der Schuldenstand um einige Hundert Millionen Dollar steigen, allerdings tut dies der ansonsten stabilen Bilanz keinen Abbruch.

Die Schulden werden zwischen 2026 und 2030 fällig, die Zinssätze liegen zwischen 5 bis 6,375 Prozent. Die vergleichsweise hohen Kupons kommen aufgrund des niedrigen Ratings von HF Sinclair zustande. So wird das Unternehmen beispielsweise von S&P mit einem Rating von BBB- bewertet. Das liegt nur knapp oberhalb der Grenze zwischen Investmentgrade und Non-Investmentgrade. Der Hauptgrund hierfür ist aber kein fehlerhaftes Verhalten seitens der Unternehmensführung. Vielmehr ist dies der Tatsache geschuldet, dass man von schwankungsanfälligen Rohstoffpreisen abhängig ist. Und dies wird in der Regel von Ratingagenturen bestraft.

Profitabilität

Aufgrund des zyklischen Geschäftsmodells haben wir es auch mit stark schwankenden Margen zu tun. Der Aufbau von Kapazitäten zur Herstellung von Bio-Diesel hat 2020 und 2021 die Margen gedrückt. Die Kapazitäten stehen nun jedoch und somit fällt der Bremsklotz von dieser Seite weg.

Davon abgesehen verfügt man innerhalb der Branche über ein starkes Margenbild, da sich die größten Raffineriekapazitäten in unmittelbarer Nähe zu den günstig produzierenden Ölfeldern im Innern der USA befinden. Auch unterhält man effiziente Raffinerien, welche nicht nur mit leicht zu verarbeitenden, jedoch margenschwachen, sondern auch mit komplexeren, dafür aber margenträchtigeren Rohölprodukten zurechtkommen.

Das Hochfahren der Produktion und des Verkaufs von margenstarkem Bio-Diesel sollte ebenfalls zu einem sich verbessernden Margenbild beitragen

Wachstum

Schützenhilfe gab es in den letzten Jahren von der Preisseite. Denn steigende Ölnotierungen resultieren automatisch in höheren Erträgen für HF Sinclair. Steigende Ölpreise stellen jedoch ein zweischneidiges Schwert dar. Einerseits sind diese gut für die Ergebnisse. Schlägt man beispielsweise zehn Prozent für die Raffinierung von Rohöl zum Endprodukt auf, macht es schon einen Unterschied, ob WTI gerade bei 50 oder 80 Dollar notiert.

Auf der Kehrseite könnten zu stark bzw. zu schnell steigende Ölpreise die Wirtschaft abwürgen, was letztlich in einer verringerten Nachfrage münden würde.

Davon abgesehen ist die geopolitisch angespannte Situation mit Russland für US-Raffinerie-Betreiber ein Segen. Westliche Länder haben russische Ölprodukte vielfach sanktioniert. Dieses Vakuum wurde von US-Raffinerien gefüllt. Das hat nicht nur für steigende Umsätze, sondern auch für steigende Margen gesorgt.

Der verstärkte Verkauf von Bio-Diesel, dessen Nachfrage insbesondere an der Westküste der USA aufgrund verschärfter Umweltauflagen bereits anzieht, sollte für Wachstum sorgen

Konkurrenz

Die Konkurrenten Phillips 66 (WKN: A1JWQU) sowie Marathon Petroleum (WKN: A1JEXK) wurden bereits genannt. In Sachen Verschuldung und Bewertung würde ich HF Sinclair den Vorzug geben.

Risiken

Beim US-Tickersymbol DINO handelt es sich im Grunde um einen Wink mit dem Zaunpfahl. Denn es scheint ausgemachte Sache, dass der Verkehr elektrifiziert wird und konventionelle Treibstoffe früher oder später obsolet werden. Trefflich streiten lässt sich einzig über die Frage, wie viel Zeit dieser Wandel in Anspruch nehmen wird. Die E-Mobilität stellt also über kurz oder lang ein Substitutionsrisiko für das Kerngeschäft von HF Sinclair dar.

Mit dem Aufbau von Bio-Diesel-Produktionskapazitäten versucht man zwar dagegen zu halten. Ob das allerdings reicht, muss sich erst zeigen. Klar muss aber auch sein, dass wir hier von Risiken sprechen, die sich frühestens in fünf, zehn, vielleicht sogar erst 20 Jahren ernsthaft materialisieren.

Das Eventrisiko von Öllecks ist bei HF Sinclair weniger stark ausgeprägt als bei Unternehmen, welche eigene Tankerflotten und Offshore-Bohrinseln betreiben. Öllecks an Land treten zwar regelmäßig auf, lassen sich allerdings meist schnell und ohne größere Umweltschäden verschließen.

Porter’s Five Forces

HF Sinclair ist ein etablierter Player mit geografisch vorteilhaft gelegenen Produktionsstätten. Neue Konkurrenten hätten es da schwer, sich dagegen zu behaupten.

Innerhalb der Branche hilft dieser geografische Vorteil auch, sich gegen die großen Konzerne der Branche zu behaupten.

Von der Abhängigkeit von den Preisschwankungen an der Energiepreisfront kann man sich jedoch nicht schützen, auch wenn das inzwischen gestärkte Pipeline-Geschäft konjunkturresistent ist und damit etwas zur Diversifikation beigetragen hat. Die Abnehmermacht wird trotzdem mit der vollen Risikopunktzahl versehen.

Steigende Kosten für die Raffinierung entstehen in der Regel, wenn Energiepreise steigen. Steigen diese, verdient man aber auch mit seinen Endprodukten mehr. Die Lieferantenmacht erweist sich deshalb als unausgeprägt.

Das Substitutionsrisiko ist vorhanden und nicht eine Frage des ‚Ob‘, sondern lediglich des ‚Wann‘. Hier gibt es drei Punkte.

Die Aktie von HF Sinclair lockt mit einer günstigen Bewertung im Branchenvergleich, guten und geografisch optimal gelegenen Raffinerien und einer geopolitischen Nutznießerschaft aufgrund der Russland-Sanktionen. Wer im Sektor investieren will, sollte HF Sinclair dabei nicht übersehen.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, investor.hfsinclair.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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