Die US-Notenbank Federal Reserve hat jüngst das Leitzinsintervall auf 4,75 bis 5,00 Prozent angehoben. Damit dürfte der Zins-Peak nun bald erreicht sein. Die US-Geldhüter hatten sich für 2023 ein Zinsniveau von rund 5,10 Prozent zum Ziel gesetzt. Noch Anfang März hatte Jerome Powell höchstselbst eine Leitzinserhöhung um 0,50 Prozent als realistisch erachtet. Diese Anpassungsankündigung passte auch gut ins makroökonomische Gesamtbild.

Die Insolvenzturbulenzen der Silicon Valley Bank (SVB) sorgten dann aber wider Erwarten für erhebliche Verwerfungen an den weltweiten Kapitalmärkten. Die US-Notenbank konnte dem nicht tatenlos zusehen und rief das „Bank Term Funding Program“ (BTFP) auf den Plan.

US-amerikanische Finanzinstitute können nationale Staatsanleihen bei der US-Notenbank hinterlegen. Sie erhalten im Gegenzug sofortige Liquidität. Das Besondere dabei ist, dass die hinterlegten Wertpapiere mit ihrem Nennwert (!) bewertet werden. Nicht mit ihrem aktuellen Wert. Dieses Sicherheitsnetz soll eine unkontrollierbare Panik für das US-Bankensystem vermeiden, beziehungsweise zumindest verringern. Jerome Powell und seine Kollegen haben nun zwei primäre Aufgaben vor der Brust. Die Normalisierung des Inflationsumfelds sowie die Verhinderung einer ausufernden Bankenkrise.

Dadurch wird das Ganze nicht „einfacher“. Schon vor der Pleite der Silicon Valley Bank hatte die Fed keine einfache Aufgabe. Insbesondere das Ausloten der richtigen Balance zwischen Leitzinsverschärfung und Belebung des Arbeitsmarktes sorgte für große Diskussionen. Zudem die Verhinderung einer Rezession trotz weiterer Anhebung des Zinsniveaus.

Es stellt sich nun eine weitere entscheidende Frage: Zu welchem Grad müssen und können Kreditbedingungen verschärft werden und wie lange wird diese Restriktionsphase dann auch andauern? Eins ist auf jeden Fall jetzt schon klar: Durch das „Bank Term Funding Program“ (BTFP) wird die Bilanz der US-Fed zwangsläufig wieder aufgebläht werden. Streng genommen entspricht dies nichts anderem als einer geldpolitischen Lockerung „durch die Hintertür“.

Nichtsdestotrotz kann man jetzt schon davon ausgehen, dass beim Zinsentscheid im Mai der US-Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben wird. Dann wäre allerdings besagter Zins-Peak erreicht.

Im Zuge dessen hat sich auch die Stimmung der Anleger gegenüber Gold wieder deutlich verbessert. Die Inflation in den USA sowie in Europa scheint bereits im Jahr 2022 ihren Höhepunkt gesehen zu haben. Unbestritten ist sie aber weiterhin noch recht hoch und könnte auch für den Rest des Jahres 2023 über den Zielvorgaben der globalen Zentralbanken liegen. Zudem bleibt damit auch der Realzins negativ (!).

An Goldpreistreibern gibt es derweil auch recht wenig Mangel: Zu nennen sind hierbei vor allem der Ukraine-Krieg sowie der nach wie vor schwelende Konflikt zwischen den USA und China und die jüngsten Bankenturbulenzen. Für Anleger ist es daher höchste Zeit, sichere Häfen anzusteuern. Nicht nur Privatanleger, sondern auch die großen Notenbanken kennen den Wert des wichtigsten Edelmetalls sowie dessen Schutz gegen inflationsbedingte Kaufkraftverluste.

 

Gemäß Angaben des World Gold Councils (WCG) fragten die Notenbanken im Jahr 2022 sage und schreibe rund 1.140 Tonnen Gold nach. 2021 lag die Nachfrage noch deutlich niedriger. Auffällig ist, dass vor allem die chinesische, indische und türkische Notenbank ihre Bestände zum Teil massiv aufgestockt haben. Nach wie vor die größten Goldreserven halten allerdings die USA, Deutschland, Italien, Frankreich sowie Russland. Der „Run aufs Gold“ scheint unaufhaltsam weiterzugehen. Das „Knacken“ der technischen Widerstandszone bei rund 2.010 US-Dollar ist wohl hur noch eine Frage der Zeit. Danach wäre das nächste Anlaufziel die 2.070´er Marke.

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