Abkommen: Türkei und Russland reduzieren Dollar-Abhängigkeit auf verschiedenen Wegen

Das russische Finanzministerium berichtet, dass Russland und die Türkei ein Abkommen getroffen haben, künftig ihren Handel in den jeweiligen nationalen Währungen abzuwickeln. Dazu soll schrittweise eine Umstellung auf die Nutzung von Rubel und Lira erfolgen. Eine radikale Veränderung sei nicht geplant.

Durch die Maßnahme wollen Ankara und Moskau Sanktionsrisiken und ihre Abhängigkeit von den USA reduzieren. Zudem sei geplant, die Verbreitung der russischen MasterCard-Alternative Mir in der Türkei voranzutreiben und türkische Banken und Firmen an den Finanznachrichtendienst SPFS anzuschließen, eine russische Alternative zum internationalen Bezahlsystem SWIFT.

Deshalb unterzeichneten Russland und die Türkei auch ein Abkommen über die Ausweitung und Stärkung der Interbanken-Interaktion. 

Dabei beabsichtigen die beiden Länder langfristig auch die erforderlichen Instrumente zum An- und Verkauf ihrer jeweiligen Schuldtitel zu schaffen. Dies solle hautsächlich zur Sicherung der Liquidität erfolgen.

Syrien: Absprachen mit und unter Erdogan & Putin

Nicht übersehen sollten wir dabei, dass Putin und Erdogan unmittelbar vor dem Einmarsch der türkischen Armee in Nordsyrien noch ausführlich miteinander telefonierten und auch Erdogan die Achtung der Souveränität Syriens zusicherte (Regierungsseite der RF).

Der Einmarsch dürfte demnach nicht ohne Zustimmung Putins und vermutlich Assads erfolgt sein. Der Rückzug Trumps und die Aufkündigung der US-Unterstützung für die Kurden dürfte weder Erdogan noch Putin überrascht haben. Die wahren Intentionen, die sicher nicht die in unseren Leitmedien vermuteten sind, werden wir wohl erst später erfahren.

Ausbau des Rubel-Yuan-Handels

Schon im Juni wurde der Ausbau der Nutzung von russischem Rubel und chinesischem Yuan im bilateralen Handel beschlossen.

 

Im Frühjahr wurden bereits Verhandlungen der Russischen Seite mit dem Irak wegen ähnlicher Ziele geführt.

Das sind die Folgen der Ankündigung der Regierung der Russischen Föderation vom letzten Herbst, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern, um damit die eigene Wirtschaft vor US-Sanktionen zu schützen. So berichtet Kommersant.

US-Dollar-Reserven reduziert

Insofern kann es nicht überraschen, dass die Bank Rossii - die Zentralbank der Russischen Föderation - unter ihrer kompetenten Präsidentin Elvira Nabiullina zwischen April 2018 und April 2019 den Anteil, der in US-Dollar nominierten Vermögenswerte, halbiert hat. Diese wurden durch Euro, Yuan und Gold ersetzt.

Laut Angaben der Zentralbank hätten die Yuan-Anlagen hohe Renditen erbracht, was die Verluste der Anlagen in Euro mehr als wettmachen konnte.

Die Aktiva stellten sich per 31.03.2019 – dies ist der letzte Überblick, da diese Daten mit einer Verzögerung von sechs Monaten veröffentlicht werden – wie folgt dar:

Von den insgesamt gehaltenen Aktiva entfallen mittlerweile 88,6 Milliarden auf Gold. Das entspricht 18,2 %. Der weit überwiegende Teil des Goldes kommt dabei aus inländischer Förderung.

Russische Föderation ist nun größter Goldkäufer

Die Goldreserven Russlands wachsen nahezu täglich. Dass Vorbereitungen auf eine goldgedeckte Währung - das müsste nicht zwingend der Rubel sein - getroffen werden, wird zwar immer wieder kolportiert, ist aber nicht belegt. Jedenfalls wäre die Russische Föderation in diesem Fall nicht unvorbereitet.

Zwar sind die Goldreserven der Bundesbank mit knapp 3.400 Tonnen noch immer höher, aber Russland ist zum größten Käufer des Edelmetalls auf der Welt aufgestiegen. Alleine im vergangenen Jahr hat die russische Notenbank 274 Tonnen des Edelmetalls erworben – und es wird weiter eingekauft.

Außerdem hat unsere Bundesbank, laut eigenen Angaben nur Zugriff auf etwa die Hälfte des Goldbestandes. Der Rest lagert noch immer in Katakomben in den USA. Die 2013 gestartete Rückholaktion wurde 2017, nachdem man für die Transaktion der Hälfte schon vier Jahre brauchte, gestoppt.

Ob dieses - noch immer nicht in der Bundesrepublik gelagerte - Gold, welches unsere Eltern und Großeltern erwirtschaftet haben, im Krisenfall oder im Falle einer Währungsreform hin zu goldgedeckter Währung für die Bundesbank und somit für unsere Bürger zur Verfügung stünde, darf bei der zurückliegenden langwierigen und nur teilweise erfolgreichen Rückholaktion ernsthaft bezweifelt werden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die Staatsschuldenquote der RF per Ende 2019 auf rund 16 Prozent.

    

   

Die Schuldenquote des Eurozonen-Musterschülers, der Bundesrepublik liegt hingegen bei knapp 60 Prozent.

   

    

Die Kurve dürfte bei weiter schwächelnder Wirtschaft und der geplanten Schuldenvergemeinschaftung in der Eurozone, die von der EZB-Präsidentin in spe Lagarde im Auftrag Macrons schnell vorangetrieben werden wird, schon bald steil nach oben zeigen.

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