Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0775 (05:37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0725 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 155,70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 167,77. EUR-CHF oszilliert bei 0,9769.
Märkte: DAX-Börsenampel springt auf "grün"
An den Finanzmärkten ergab sich über unseren Feiertag eine aufgehellte Stimmungslage. Maßgebliche Auslöser waren einerseits die Leitzinssenkung in Schweden um 0,25% auf 3,75% als auch verstärkte Zinssenkungserwartungen in Großbritannien. Entscheidender wirkten unerwartet hohe US-Arbeitslosenerstanträge, die US-Inflationserwartungen dämpften und US-Zinssenkungserwartungen unterstützten. In diesem Fall waren "schlechte Nachrichten" "gute Nachrichten" (siehe Datenpotpourri).
Exkurs Deutschland: Die Daten der deutschen Industrieproduktion verfehlten die Erwartungen unter Einbeziehung der Revision des Vormonatswerts. Grundlage der Produktion ist die Auftragslage. Dazu lieferte das IFO-Institut prekäre Umfragewerte in der aktuellen April-Edition (siehe unten).
Kommentar: Die Rahmendaten Deutschlands bieten keine internationale Konkurrenzfähigkeit. Eine fortgesetzte Realitätsverweigerung wird uns teuer zu stehen kommen, ökonomisch, gesellschaftspolitisch und politisch! DIW Chef Fratzscher warnte vor einem Rechtsruck der jungen Generation in Europa. Er beklagt damit das Resultat der nicht interessenorientierten Politik (anders in den USA und Japan - Energie!). Es drängt sich die Frage auf, ob wir in diesem Land mit einem "professionellem ökonomischen Ignorantentum" in unseren politischen und medialen Eliten gesegnet sind.
Die DAX-Börsenampel sprang nach dem Überwinden des Widerstands bei 18.500 Punkte auf "grün". Der Late DAX gewann 1,13%, der EuroStoxx 0,35%, der S&P 500 0,51%, der Dow Jones 0,88% und der US Tech 100 0,18%. In Fernost ergibt sich Stand 07:10 Uhr folgendes Bild: Der Nikkei (Japan) legt um 0,33% zu. Der Sensex (Indien) steigt um 0,56%, der Kospi (Südkorea) um 0,65% und der Hangseng (Hongkong) um 2,20%. Dagegen verliert der CSI 300 (China) 0,06%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert aktuell bei 2,48%, die 10-jährige US- Staatsanleihe bei 4,46%. Damit wird das zuletzt ermäßigte Niveau bestätigt.
Der USD verliert leicht gegenüber dem Euro. Gold und Silber konnten zuletzt an Boden gewinnen.
IFO-Institut: Auftragsmangel in deutscher Wirtschaft steigt
Der Auftragsmangel in der deutschen Wirtschaft hat sich im April laut vierteljährlicher Umfrage des IFO-Instituts verschärft. 39,5% der Industriebetriebe berichteten von fehlenden Aufträgen, nach 36,9% im Januar. In der Industrie sind die energieintensiven Branchen besonders von einem schwachen Neugeschäft betroffen. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil leicht von 32,1% auf 32,4%.
O-Ton IFO-Institut: "Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Kaum eine Branche bleibt verschont."
Kommentar: Das Konjunkturdilemma setzt sich insbesondere in den unser Geschäftsmodell tragenden Sektoren fort. Bei Auftragsmangel wird am Ende weniger produziert. Seit dem Höchstwert im Jahr 2017 ist die Industrieproduktion um 12% gefallen, während die Weltwirtschaft um mehr als 20% zugelegt hat. An dieser Divergenz lässt sich das Strukturdefizit Deutschlands festmachen! Wann wacht Berlin auf, wann wachen wir auf? Was muss noch passieren? Wir reden von einem Kernelement der deutschen Ökonomie! Es bedarf zeitnah einer umfassenden politischen Kehrtwende, um Konkurrenzfähigkeit zu erlangen.
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: Schwache Industrieproduktion in Deutschland und Spanien
Deutschland: Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose -0,6%). Der Vormonatswert wurde von +2,1% auf +1,7% revidiert. Ergo ergab sich gegenüber der Konsensus-Prognose für den Zweimonatszeitraum Februar/März eine Verfehlung um 0,2%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,35% (Vormonat revidiert von -4,76% auf -5,16%).
Spanien: Die Industrieproduktion fiel per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 1,2%. Der Vormonatswert wurde von +1,5% auf +1,3% revidiert.
Italien: Die Einzelhandelsumsätze waren per März im Monatsvergleich unverändert (Vormonat +0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,0% nach zuvor 2,4%.
UK: Zunächst Politik der ruhigen Hand
Die Bank of England hat den Leitzins erwartungsgemäß bei 5,25% belassen. Zwei der neun Mitglieder votierten für eine Zinssenkung (letzte Sitzung ein Mitglied).
Schweden: Notenbank senkt Leitzins
Die schwedische Notenbank (Riksbank) senkte den Leitzins erwartungsgemäß von bisher 4,00% auf 3,75%.
USA: Arbeitslosenerstanträge steigen unerwartet
Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per Stichtag 4. Mai auf 231.000 (Prognose 215.000) nach zuvor 209.000 (revidiert von 208.000). Es war der höchste Wert seit November 2023.
Der MBA Hypothekenmarktindex legte in der Berichtswoche per 3. Mai von zuvor 192,1 auf 197,1 Punkte zu. Die Großhandelslagerbestände gingen per März im Monatsvergleich um 0,4% zurück (Prognose -0,4%, Vormonat -0,4%). Der Absatz im Großhandel verzeichnete per März einen Rückgang um 1,3% nach zuvor +2,0% (revidiert von +2,3%).
China: Starke Handelsbilanz, steigende Exporte und Importe (= höhere Aktivität)
Die Handelsbilanz wies per April einen Aktivsaldo in Höhe von 72,35 Mrd. USD (Prognose 77,5 Mrd. USD) nach zuvor 58,55 Mrd. USD aus. Exporte legten im Jahresvergleich um 1,5% (Prognose 1,5%) zu, während Importe im Jahresvergleich um 8,4% (Prognose 4,8%) stiegen.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
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Kommentare
Bsp. Auftragsmangel Möbel 50%. Seit Anfang 2024 versuche ich ein Esszimmer (Tisch, Stühle, Sideboard) zu kaufen. Budget 6.300 Euro.
Die Möbelhäuser sind leer. Preisverhandlungen: Klar 2% Skonto ist drin. Die Preise wurden 2022 von den Herstellern um 60 bis 70% angehoben (Lieferengpässe und Materialmangel). In 2023 miniboom in der Branche, die Preise wurden nicht gesenkt. Seit Ende 2024 bis heute, keine Lieferengpässe, Material vorhanden, niemand kauft und jetzt zum Mai 2024 gibt es neue Preiserhöhungen. Hier stimmt doch der Markt mit Angebot und Nachfrage überhaupt nicht mehr. Bsp. Autokauf. Genau dasselbe. Bsp. Energie, dito.
Ich kann die Konsumenten (... die Bürger in Deutschland) nur dazu aufrufen weiterhin massiv den Konsum zu verweigern, aktive Marktteilnehmerschaft zu praktizieren und das Abzockverhalten der Anbieter in Deutschland zu ändern.
Eine Kehrtwende erwarte ich frühestens nach der EU-Wahl und einem Desaster für die »Etablierten«.
Ein schönes Wochenende!
Sie orientieren sich an den falschen Zielen, so wird ein Schuh draus:
- weniger Aufträge - weniger Fachkräfte werden gebraucht - so begegnen wir den Fachkräftemangel
- weniger Aufträge - die 4 Tage Woche rückt in den Focus (ist es nicht herrlich, jezt im Mai Himmelfahrt und Pfingstmontag, das ist doch ein kleiner Vorgeschmack vom zukünftigen...)
- weniger Aufträge und Produktion - unsere Klimaziele erreichen wir so schneller
- die Weltwirtschaft wächst - schneller-höher-weiter macht nicht glücklich, sehen wir doch an der Neuausrichtung unseres Bildungssystems...kein Wettbewerb, dafür sind alle die Besten.
... Lassen sie sich nicht ärgern, danke für Ihren Beitrag
@hardworker
interessanter Blickwinkel! Schade, den haben uns die Grünen leider bisher verschwiegen.Na denn, wenn das so ist, schlafen die Menschlein beruhigter halt noch tiefer und länger.