Das Konzept von Ben Gurion - Ein Blick in die Vergangenheit

In den frühen Jahren Israels entwickelte der erste israelische Ministerpräsident David Ben Gurion das Konzept der "peripheren Staaten", welches sich damals zu einer außenpolitischen Zielsetzung in den frühen Jahren des jüdischen Staates entwickelte.

Zu jener Zeit war Israel von feindseligen arabischen Staaten umrundet, weshalb es Ben Gurion für strategisch erforderlich hielt, enge Beziehungen zu den Nachbarn der Nachbarstaaten auszubauen, zu den nicht-arabischen Regionalmächten in der Region, um die geographische Verletzlichkeit Israels abzumildern. Hierfür kamen neben der Türkei, das kaiserliche Äthiopien und der kaiserliche Iran in Frage.

Israel und seine arabischen Nachbarstaaten führten viele Kriege miteinander, Kriege mit Ägypten, Syrien, Jordanien, mit dem Libanon, indirekt mit dem Irak. Mit den reaktionären Golfstaaten und Saudi-Arabien, im Osten der arabischen Welt nicht, obwohl diese sich der antizionistischen Rhetorik angeschlossen hatten und sich jegliche Beziehungen zu Israel verbaten.

Saudi-Arabien: Sponsor von religiösem Extremismus und enger Verbündeter des Westens

Saudi-Arabien, als Sponsor und Verbreiter der eigenen, extrem puritanischen und fanatischen Spielart des sunnitischen Islams, auch als Wahhabismus und Salafismus bekannt, gefährdete mit seiner Politik natürlich auch die Interessen Israels, wie eigentlich der ganzen Welt.

Der Niedergang der arabischen Kernstaaten Ägypten, Syrien, Irak, führte zu einer Machtverschiebung innerhalb der arabischen Welt, vom Mittelmeer zum Persischen Golf, flankiert von dem ökonomischen Aufstieg der vorher völlig unbedeutenden Staaten auf der arabischen Halbinsel. Der Westen forcierte diesen Aufstieg, durch seine merkantilen Interessen und der damit verbundenen Aufrüstung Saudi-Arabiens.

Immerhin geht es mit den Geschäften und Kursen der Waffenhersteller steil nach oben, deren zuverlässigster Abnehmer das wahhabitische Königreich ist. Der Wahhabismus ist die Grundlage des politischen Systems. Jeder, der vom Status quo profitiert, wird sich um dieses System scharen, falls es von außen angetastet wird.

Während der nicht-arabische Iran im Westen als der ultimative weltpolitische Gefährder dargestellt wird, erfährt das radikalsunnitische Königshaus von Riad seit Jahrzehnten eine Vorzugsbehandlung.

Der Iran leistet einen großen Beitrag bei der Bekämpfung von ISIS - einer Organisation, die sich ja aus saudischen Quellen speiste. Saudi-Arabien und Pakistan sind keine zuverlässigen Partner. Die USA benötigen Verbündete mit Durchsetzungskraft - nicht irgendwelche Stämme, die sich langfristig kaum an der Macht halten dürften. Die sogenannten moderaten Staaten, allen voran Saudi-Arabien, werden massiv aufgerüstet und die Welt immer instabiler. Langfristig handelt es sich hierbei um eine Fehlkalkulation. Die USA und Iran haben einen gemeinsamen Feind - die sunnitischen Extremisten um ISIS.“

erwähnte der ehemalige CIA-Agent Robert Baer einem Interview mit mir dazu.

Netanjahu - vom Iran besessen

Der israelische Premierminister Netanjahu, der schon 1999 davor warnte, dass es fünf vor zwölf sei, was die Fertigstellung einer iranischen Atombombe angeht, hat sich in seiner Anti-Iran-Politik verrannt. Hohe Vertreter der israelischen Geheimdienste warfen Netanjahu schon vor Jahren vor, seine Anti-Iran-Politik basiert auf "messianischen Gefühlen", sprachen sogar von einer Besessenheit.

Heimliches Treffen in Saudi-Arabien: Erster Besuch eines israelischen Premierministers

Den Spuren Donald Trumps folgend, erhofft sich Netanjahu die Bildung einer arabischen Anti-Iran-Koalition am Persischen Golf, sowie eine Partizipation an den Geschäften, die auch andere westliche Staaten mit Riad tätigen. Benjamin Netanjahu soll sich am vergangenem Sonntag „heimlich“ mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Saudi-Arabien getroffen haben.

Gemäß israelischer Medien soll auch US-Außenminister Michael Pompeo sowie der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Yossi Cohen, bei den Gesprächen zugegen gewesen sein. Sollten die von offizieller israelischer Seite bislang nicht bestätigten, von der saudischen Regierung dementierten, von Netanjahus Social-Media-Berater auf Twitter aber angeheizten Gerüchte zutreffen, so handelt es sich hier um den ersten Besuch eines israelischen Premierministers auf saudischem Boden.

Fehlprognosen der westlichen Presse

Die westliche Presse jubelte, als im September Israel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnete. Dabei ist der Inselstaat Bahrain von saudischen Truppen besetzt, vollzieht also nur sehr bedingt eine eigenständige Außenpolitik – und sind die Vereinigten Arabischen Emirate zwangsläufig ein enger Verbündeter Riads, weshalb das Geschreibsel von dem Frieden zwischen Arabern und Israelis, welcher hier angeblich eingeleitet wurde, weder den historischen noch geopolitischen Gegebenheiten entspricht. Denn wie anfangs erwähnt, führte Israel mit diesen Staaten niemals Krieg. Außerdem gibt es schon seit Jahren enge Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien, außerhalb der diplomatischen Kanäle. 

Saudi-Arabien auf wackeligen Beinen

Im Gegenteil zu einer wahren Friedenspolitik in der Region, ordnet die israelische Regierung hier alle strategischen Interessen ihrer Anti-Iran Politik unter, wobei anscheinend übersehen wird, dass Saudi-Arabien - trotz massiver Aufrüstung, die unter Trump noch verstärkt wurde - militärisch ein schwacher Partner bleibt, der nicht einmal mit den schiitischen Huthi-Rebellen im Nachbarland Jemen fertig wird, die sich erfolgreich der blutigen Aggression der Saudis durch eine asymmetrische Kriegsführung entgegenstellen.

Die westlichen Waffendealer, die das Königreich Saudi-Arabien mit ihren Produkten überschwemmen, übersehen aber - ebenso wie die Vertreter dieser Politik in Washington oder Tel Aviv - dass Saudi-Arabien innenpolitisch ein Pulverfass ist und die Macht des Kronprinzen <link gesellschaft-und-politik beitrag bin-salman-geraet-ins-wanken _blank>auf tönernen Füßen ruht.

Riad zögert auch noch, aus Sorge vor Unruhen im eigenen Land, vor allem im mehrheitlich schiitisch besiedelten Osten des Landes, die Beziehungen zu Israel publik zu machen. Auch Netanjahu steht politisch unter Druck. Woche für Woche demonstrieren zehntausende Israelis gegen den von zahlreichen Korruptionsvorwürfen verfolgten Regierungschef. 

Bei dem Milliardengeschäft mit dem Rüstungskonzern Thyssen-Krupp sollen mehrere Personen im direkten Umfeld Netanjahus an Schmiergeldzahlungen beteiligt gewesen sein. Über eine persönliche Bereicherung des Ministerpräsidenten wird spekuliert, auch wenn er von den Ermittlern bislang nur als Zeuge geladen worden ist. Allerdings soll er das wegen der Atomwaffenfähigkeit der Boote besonders brisante Geschäft vehement vorangetrieben haben, obwohl das Militär und das Verteidigungsministerium dagegen waren.“, schrieb dazu die Junge Welt.

"Was heißt das für mich konkret!?"

Die israelische Annäherung an Saudi-Arabien und die reaktionären Golfstaaten symbolisiert keinesfalls einen Weg zu Frieden und Stabilität in der Region, sondern das Gegenteil. Es handelt sich um einen Burgfrieden, der auf geschäftlichen Interessen beruht, wie es der Islamwissenschaftler Michael Lüders treffend ausdrückte

Einen wirklichen Frieden in der Region kann es nur geben, wenn Israel und der Iran zu einem Ausgleich finden und wenn der Westen seine Politik gegenüber Saudi-Arabien ändert. Die Tatsache, dass Geschäftsinteressen seit Jahren die geopolitischen Interessen in der Region - und nicht nur dort - dominieren, hat zu den zahlreichen Problemen geführt, mit denen wir heute konfrontiert sind.  

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