Alle Jahre wieder wird in den üblichen Talkshows oder auf Wahlkampfveranstaltungen über eine kapitalmarktbasierte Ergänzung zur umlage- bzw. steuerfinanzierten Rente oder Pension gesprochen. Eine solche Idee ist so selbstverständlich wie die Gewöhnung an ihre nicht stattfindende sinnvolle Umsetzung. Einzig Konstrukte wie die Riester-Rente, die vor allem die Produktanbieter zufrieden stellen, haben ihren Weg in die Praxis gefunden. Wie so oft, werden die einfachen und nachvollziehbaren Lösungen ignoriert. Intransparenz ist und bleibt ein beliebtes Herrschaftsinstrument. Besonders effizient ist sie, wenn sie von irrationalen Ängsten begleitet wird.

In Teilen der Gesellschaft gibt es hinsichtlich der Entwicklungen am Kapitalmarkt tief verankerte Ängste. Zum einen treibt die Menschen stets die Sorge um, das Geld könne im Alter nicht zum Leben ausreichen. Die Sorge vor den Schwankungen der Aktienmärkte ist jedoch spätestens seit dem Crash zur Jahrtausendwende ein Trauma vieler Anleger, das sogar die Angst vor der nicht ausreichenden Altersversorgung zu überlagern scheint.

Viele halten sich daher seither fern von den Aktienmärkten, auch weil stärkere Einbrüche zum Alltag an den Aktienmärkten gehören. Ein Aktienportfolio ist eben kein Tagesgeldkonto. Manch einer wittert aber hinter jedem Crash das Ende der finanziellen Welt und schiebt daher seine Anlagen auf der Zeitachse immer weiter nach rechts.

Anstatt sich aus Kursverlusten ergebende Chancen nüchtern zu betrachten und gegebenenfalls zu nutzen, werden Gründe gesucht, nicht zu investieren. Eine zweite Angst dreht sich darum, dass andere Menschen von bestimmten Regelungen mehr profitieren könnten als andere. Wer 1000 Euro im Monat sparen kann, der wird von einer Steuerbefreiung der Rentenanlage natürlich mehr profitieren als jemand der 500 Euro im Monat sparen kann. Das ist unstrittig, aber deshalb eine Steuerbefreiung der Rentenanlage abzulehnen oder Freibeträge auf absurd niedrigen Niveaus zu deckeln ist allein deshalb bemerkenswert, weil die Steuern ja auch den Bürger mit der niedrigen Sparrate treffen.

Nebenbei bemerkt bleibt ohnehin selbst nach Steuern von einer höheren Sparrate mehr übrig als von einer niedrigen. Diese sich rasch einstellende Erkenntnis mündet dann nicht selten in einer Forderung nach höheren Steuern. So stellt sich der Eindruck ein, jemand würde gerne auf seinen Golf verzichten, wenn nur der Nachbar dann ebenfalls seinen Porsche abgeben muss und beide fortan nur noch einen Lupo fahren dürfen. Es ist schon unterhaltsam, woraus manche Menschen Zufriedenheit zu ziehen in der Lage sind.

Für alle Menschen, denen es egal ist, ob ihr Nachbar mehr oder weniger Geld auf der Kante hat, ist gerade die Steuerbefreiung der langfristigen Kapitalanlage aus nachvollziehbaren Gründen attraktiv. Denn wenn es darum geht, über eine lange Frist ein nennenswertes Anlagekapital zu erreichen, hilft vor allem die von der Steuer ungestörte Kumulierung der Erträge.

Die folgende Grafik zeigt den geglätteten Verlauf einer Kapitalanlage, die über 30 Jahre gehalten wird und eine jährliche Rendite von 7 % aufweist, sowie die Auswirkungen verschiedener Steuer- und Gebührensätze auf das Endergebnis.

Wie es bei langfristigen Wachstumsprozessen üblich ist, nehmen die Auswirkungen über den Zinseszinseffekt im Zeitverlauf deutlich zu. Selbst geringfügige prozentuale Unterschiede des jährlichen Nettoertrags führen schlussendlich zu spürbar anderen finalen Depotwerten. Die oben dargestellten Verläufe zeigen die nominalen, also die nicht um die Inflation bereinigten Werte.

Bei einem Startkapital von 10.000 Euro kommen ohne Steuern und mit niedrigen Gebühren am Ende 74.000 Euro heraus, mit Steuerbelastung und niedrigen Gebühren sind es schon nur noch 45.000 Euro und mit Steuerbelastung und höheren Gebühren verbleiben ca. 30.000 Euro, also nur rund zwei Fünftel des anderweitig möglichen Ertrages. Wird zusätzlich die Möglichkeit angeboten, die Anlage aus dem unversteuerten Einkommen zu füttern, werden die positiven Auswirkungen auf die Kapitalanlage über die lange Frist noch deutlich größer.

Die Hartnäckigkeit, mit der hierzulande einfach umzusetzende Konzepte für eine tragfähige und langfristig ebenso attraktive wie sinnvolle kapitalmarktbasierte Ergänzung der Altersversorgung ignoriert werden, ist erstaunlich. Wer davon redet, man mache sich durch eine solche Ergänzung vom Aktienmarkt abhängig, der muss sich die Frage stellen, von was denn die jetzige Altersvorsorge und deren Kaufkraft so alles abhängt.

Natürlich hängt eine Kapitalanlage an den Entwicklungen des Kapitalmarktes, anderweitig gäbe es keine Risikoprämie zu vereinnahmen. Daher gibt es auch keine Garantie für die Erzielung bestimmter Erträge. Die ergänzende Nutzung von Kapitalanlagen bei der Vorsorge sorgt jedoch für eine Streuung der Abhängigkeiten und nicht per Saldo für eine Erhöhung. Wie immer sollte niemand zu seinem Glück gezwungen werden, aber man sollte den interessierten Menschen eine solche Möglichkeit auch nicht vorenthalten, nur, weil sie nicht jedem gefällt.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Einfache Konzepte für die steuerbefreite Möglichkeit zur kapitalmarktbasierten Altersvorsorge finden sich unter anderem in den USA. Teilweise sind dort nicht nur die Erträge der Anlage steuerbegünstigt, sondern auch die Sparraten, die teils aus dem unversteuerten Einkommen geleistet werden können und dies nicht nur in marginaler Höhe. Solche Ansätze sind für die Sparer höchst attraktiv und ermöglichen bei der Nutzung günstiger Produkte über die längere Frist auch bei kleineren Einkommen den Aufbau erstaunlich großer Summen.

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