Im heutigen Bericht steht unter anderem die ökonomische Lage in der Russischen Föderation im Zentrum der Betrachtungen. Erinnert sei daran, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land im Frühjahr letzten Jahres eine Schrumpfung seines Bruttoinlandsproduktes um 8,5 Prozent im Gesamtjahr 2022 in Aussicht gestellt hatte.

Überdies sahen die Prognosen des IWF eine wirtschaftliche Schrumpfung um 2,3 Prozent im laufenden Jahr vor. In der Realität zeigte sich, dass die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr – und nach Verhängung der westlichen Sanktionen samt des Einfrierens von russischen Währungsreserven in Höhe von etwa 300 Milliarden Euro – hingegen um deutlich mildere 2,1 Prozent schrumpfte.

Der IWF sah sich darauf hin zu einer Anpassung seiner diesjährigen Prognose verpflichtet, wonach die russische Wirtschaft im laufenden Jahr um moderate 0,7 Prozent wachsen soll. Im Rahmen ihrer zuletzt im April abgehaltenen Zinssitzung ließ die Bank of Russia den Leitzins erwartungsgemäß bei 7,5 Prozent verharren.

Trotz der zuletzt erfolgten Annäherung des durch die Bank of Russia gesetzten Inflationsziels von vier Prozent brachte Notenbank-Chefin Elvira Nabiullina zuletzt wiederholt zum Ausdruck, auf Sicht an einer restriktiven Zinspolitik festhalten zu wollen.

Russlands Leitzins könnte im Juni angehoben werden

So wies Elvira Nabiullina im Rahmen der letzten Zinssitzung darauf hin, dass der jüngst zu beobachtende Rückgang der heimischen Inflation hauptsächlich saisonalen Faktoren zuzuschreiben sei.

Gestern teilte die russische Zentralbank-Chefin mit, dass eine Erhöhung des Leitzinses im Rahmen der nächsten Zinssitzung der Bank of Russia am 9. Juni im Bereich des Möglichen liegt.

Nach dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ostukraine, hob die Bank of Russia ihren Leitzins temporär auf bis zu 20 Prozent an, während die Inflation prozentual zumindest kurzzeitig auf zweistellige Werte geklettert war.

Bis Ende des laufenden Jahres wird mit einer Inflationsrate von zwischen 4,5 und 6,5 Prozent gerechnet. Um die heimische Inflation langfristig auf vier Prozent pro Jahr zu drücken, seien angesichts eines sich wieder abschwächenden Rubels und einer tendenziell zunehmenden Konsuminlandsnachfrage zusätzliche Zinserhöhungen notwendig.

Die Bank of Russia machte in ihrem Wording in den letzten Wochen keinen Hehl daraus, erst einmal einen sich verfestigenden Deflationstrend beobachten zu wollen, bevor die Zinsen in der Russischen Föderation gesenkt werden könnten.

Im Februar ließ die Bank of Russia Forderungen der Moskauer Kreml-Regierung nach weiteren Zinssenkungen an sich abprallen, um angesichts eines sich tendenziell ausweitenden Budgetdefizits der Regierung vielmehr eine Falkenbotschaft an den globalen Finanzmärkten auszusenden.

Die Bank of Russia scheint damit auch den nach wie vor hohen Inflationserwartungen unter den heimischen Verbrauchern Rechnung zu tragen. Parallel hierzu lässt sich die aktuelle Lage am russischen Arbeitsmarkt als angespannt bezeichnen.

Sollten die Importpreise, wie zurzeit erwartet, im zweiten Halbjahr zulegen, so wird sich die Situation an der Inflationsfront wahrscheinlich nicht so schnell entspannen wie erhofft. Wohl aus diesem Grund bleibt die Bank of Russia auf Vorsicht bedacht, um sich solch möglichen Strömungen notfalls entgegenzustellen.

Russland will keine Rupien-Berge in Form einer Reserve anhäufen

Das Ex- und Importgeschäft der Russischen betreffend, hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezugnahme auf einen Analysebericht der Rabo Bank erst kürzlich vermeldet, dass die Verhandlungen zwischen Moskau und Neu-Delhi zur Abwicklung des bilateralen Handels zwischen beiden Nationen auf Basis der indischen Rupie gescheitert sind.

Indien avancierte über die letzten Monate zu einem der weltweit größten Importeure von russischem Erdöl. Auch wenn beide Seiten nach Lösungen Ausschau hielten, auf welche Weise sich die bilaterale Handelsbilanz stabilisieren lassen könnte, exportierte Russland in einem bei Weitem größeren Umfang Güter und Waren, allen voran Energieprodukte, nach Indien als anders herum.

Das Resultat ließ sich an einem beständig wachsenden Handelsbilanzdefizit Indiens mit der Russischen Föderation ablesen. Den hieraus resultierende Handelsüberschuss wollte Russland jedoch augenscheinlich nicht in Gänze in Form von indischen Rupien als Reserve halten.

Grund hierfür dürfte die hohe Schwankungsanfälligkeit der indischen Rupien gewesen sein. An diesem Beispiel zeigt sich, dass der anhaltende Prozess der De-Dollarisierung mitunter auf signifikante Hürden zwischen einzelnen Nationen stößt, die zukünftig durch die Lancierung einer gemeinsamen (neuen) Handelswährung der BRICS-Länder adressiert werden sollen.

Ergänzend hieß es hierzu, dass die Moskauer Regierung Indien zu einem wachsenden Grad der Bezahlung auf Basis des chinesischen Yuans / Renminbis gedrängt habe. China erweist sich unter Bezugnahme auf solche Forderungen als größter Profiteur, der wiederum nach Lösungen sucht, um globalen Handelspartnern gangbare Alternativen zum US-Dollar nebst einer Umgehung des SWIFT-Systems anzubieten.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte kürzlich gegenüber dem in New York beheimateten Council of Foreign Relations mitgeteilt, dass

„geopolitische Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik China nicht nur die Inflation um weitere fünf Prozentpunkte in die Höhe treiben, sondern zudem auch die Dominanz des US-Dollars und des Euros in Gefahr bringen könnten“.

Erdöl gegen Gold

Hingewiesen sei darauf, dass Peking seinen Handelspartnern wie Saudi-Arabien bereits eine gangbare Alternative zur Umgehung des US-Dollars im internationalen Handel anbieten kann. Das Reich der Mitte importiert zurzeit einen Anteil von mehr als 25 Prozent seines jährlichen Erdölbedarfs aus Saudi-Arabien.

Damit erweist sich die Volksrepublik China als weltweit größter Handelspartner der Länder des Golfkooperationsrats. Die Shanghaier Öl- und Erdgasbörse ging im März 2018 an den Start.

Resultat ist, dass sich jeder Erdölproduzent unserer Erde mittlerweile dazu in der Lage sieht, seine Energielieferungen auf Basis des chinesischen Yuans / Renminbis zu verkaufen. Unter Experten heißt es inzwischen vielerorts, dass die dominante Stellung des US-Dollars an den internationalen Erdölmärkten allein hierdurch bröckelt.

Ähnlich wie zuvor im Fall der indischen Rupie, wollen die meisten Energieexporteure jedoch auch keine zu großen Positionen in chinesischen Yuans / Renminbis als Reserven vorhalten. Um diese Situation zu adressieren, hat die Pekinger Regierung eine direkte Umwandlung der aus Energieverkäufen an der Öl- und Erdgasbörse Shanghai resultierenden Einnahmen unter Energieproduzenten in Gold möglich gemacht.

Eine Abwicklung von solchen Geschäften wird im Anschluss wiederum an den beiden Börsen Shanghai und Hongkong ermöglicht. Nicht von ungefähr steht dieser bereits etablierte Mechanismus im Zentrum der Pläne der Mitgliedsländer der Eurasischen Wirtschaftsunion, um eine zukünftige Alternative zur Umgehung des US-Dollars im internationalen Handel aus der Taufe zu heben.

An der Shanghaier Energiebörse ist der Kauf von Futures-Kontrakten im Öl- und Gasbereich auf Basis des chinesischen Yuans / Renminbis bereits möglich. Sollte der zuvor beschriebene Mechanismus auf eine in der Zukunft zu lancierende Handelswährung der BRICS-Nationen übertragen werden, ließe sich absehen, auf welche Weise der Pfad des Petrodollar-Ablebens geebnet werden soll.

Greed & Fear berichtete kürzlich auf Substack, dass bereits das Gerücht, wonach Saudi-Arabien aus Erdölgeschäften vereinnahmte Yuans / Renminbis zu einem Kauf von Gold an der Shanghaier Börse nutze, an den Erdölmärkten umgehe. Noch habe sich dieses Gerücht allerdings nicht bestätigt.

Blick nach Südafrika – Putin wird Immunität zuteil

Abschließend soll noch ein Blick nach Südafrika geworfen werden. Dort wird es im Juni und im August zur Abhaltung von zwei internationalen Spitzenzusammenkünften kommen. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin, gegen den aufgrund von angeblichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein Haftbefehl durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgestellt wurde, steht dabei im Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit.

Bislang war nicht klar, ob Wladimir Putin zum Gipfel der BRICS-Nationen nach Südafrika würde fliegen können, ohne dort vor Ort in Haft genommen zu werden. Am 29. Mai teilte die Regierung in Pretoria hierzu mit, dass Wladimir Putin persönlich an den Zusammenkünften wird teilnehmen können, ohne einem solchen Risiko ins Auge zu blicken.

Zu diesem besonderen Zweck wird Wladimir Putin Immunität während seines Aufenthalts in Südafrika durch die Regierung in Pretoria erteilt, was, wie es in einem Bericht auf der Seite moneyweb hieß, ein routinemäßiger Vorgang, von dem alle Teilnehmer an internationalen Konferenzen in Südafrika über deren gesamten Zeitraum partizipierten, der Fall sei.

Und so wird Wladimir Putin zum Entsetzen der westlichen Presse also vorbehaltlos an dem im August in Südafrika stattfindenden Gipfel-Treffen der BRICS-Nationen teilnehmen können.

Im Rahmen dieser Zusammenkunft könnte es nicht nur zur Bekanntgabe einer Aufnahme von neuen Mitgliedern in den Kreis der BRICS-Nationen, sondern auch zur Präsentation von ersten Details zur angedachten Etablierung einer gemeinsamen Handelswährung der BRICS-Nationen kommen.

Normalerweise wäre Südafrika als Unterzeichner der Statuten von Rom nach Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen Wladimir Putin dazu verpflichtet gewesen, Russlands Staatspräsidenten festzunehmen und an Den Haag auszuliefern.

In einem weiteren Bericht hierzu wurde bekräftigt, dass es sich aus Sicht Südafrikas um ein gewöhnliches Prozedere handele. Denn nicht der russische Staatspräsident stünde dabei im Zentrum des Interesses, sondern es gehe einzig und allein darum, alle Konferenzteilnehmer aus dem Ausland durch eine routinemäßige Gewährung von Immunität zu schützen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite moneyweb.co.za.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Der BRICS-Gipfel in Südafrika wirft seine Schatten voraus. Es wird spannend sein zu beobachten, ob es bis Ende August zu einer Eskalation der Situation in der Ukraine kommen wird und ob sich die allgemeine geopolitische Lage zusätzlich zu verschärfen droht.

Auch an den internationalen Währungsmärkten sollten die Devisen der BRICS- und Schwellenländer in Relation zum US-Dollar über den Sommer weiterhin aufmerksam beobachtet werden.

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