Angesichts der aktuellen Entwicklungen an den internationalen Transportmärkten empfiehlt es sich, die im Bereich der globalen Lieferketten vorherrschenden Bedingungen nicht aus den Augen zu verlieren.

Der anhaltende Nahost-Krieg und das brutale Vorgehen der israelischen Armee im Gaza-Streifen gegen Zivilisten, darunter Tausende Frauen und Kinder, führen zu mehr und mehr Verstimmungen auf dem diplomatischen Parkett wie auch zunehmenden Turbulenzen an den internationalen Transportmärkten.

So hatte beispielsweise die linksgerichtete Regierung Boliviens bereits im Oktober alle bis dahin bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Israel für beendet erklärt. Auch Chile und Kolumbien hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Botschafter aus Israel abgezogen.

„Ein humanitäres Verbrechen“

Auf Substack schrieb der amerikanische Politikwissenschaftler und dem Council on Foreign Relations nahestehende John J. Mearsheimer Mitte Dezember, dass es sich bei dem Vorgehen der israelischen Regierung gegen die palästinensische Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen um „ein humanitäres Verbrechen“ mit Unterstützung der Washingtoner Regierung handele.

Das Ausmaß der sich entwickelnden humanitären Katastrophe und die hiermit in Verbindung stehenden Zivilopfer seien kaum zu fassen. Auch zwischen Israel und der Türkei haben sich die bilateralen Beziehungen massiv verschlechtert, während Südafrika Israel seit Jahren schon als letzten Apartheidstaat auf Erden bezeichnet.

Das Recht auf Selbstverteidigung nach den Geschehnissen am 7. Oktober hat sich längst in einen israelischen Angriffskrieg verwandelt, in welchem Israels Luftwaffe Zehntausende Tonnen an Bomben über zivilen Apartmenthäusern, Krankenhäusern, Kirchen, Moscheen und Flüchtlingslagern abgeworfen hat.

Mittlerweile bleiben palästinensischen Zivilisten im Gaza-Streifen kaum mehr irgendwelche Fluchtmöglichkeiten. Dass diese Situation im Krieg Tel Avivs gegen die Organisation Hamas vor aller Augen der Welt seit mehr als zwei Monaten anhält, ist unter vielen Beobachtern nicht mehr erträglich.

Mitte Oktober hatte die US-Regierung gegen eine in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingebrachte Resolution, die eine „humanitäre Pause“ im Konflikt zwischen Israel und der Organisation Hamas bei gleichzeitiger Verbringung von Hilfsgütern aller Art in den Gaza-Streifen vorsah, ihr Veto eingelegt.

Und so hält die Bombardierung überlebenswichtiger Infrastruktur im Gaza-Streifen durch die israelische Luftwaffe an. Vielerorts wird inzwischen von einer „ethnischen Säuberung“ oder gar einem potenziellen „Genozid“ an den im Gaza-Streifen lebenden Palästinensern gewarnt.

Malaysia bannt israelische Schiffe und alle Schiffe, die für Israel bestimmtes Frachtgut geladen haben, aus den eigenen Seehäfen

Das mehrheitlich muslimische Malaysia hatte vor Weihnachten bekanntgegeben, israelischen Schiffen oder unter israelischer Flagge fahrenden Containerschiffen fortan eine Einfahrt in die eigenen Seehäfen zu verbieten.

Auch das Andocken zur Entladung von Gütern und Waren aller Art oder eines Beladens mit für Israel bestimmten Gütern und Waren wurde durch die malaysische Regierung untersagt. Um es mit anderen Worten auszudrücken, wird es keinem israelischen Ozeantransportschiff mehr möglich sein, in irgendeinem malaysischen Seehafen anzudocken.

Doch gerade die Gewässer rund um Malaysia und den Stadtstaat Singapur erweisen sich als immanent wichtig im internationalen See- und Transporthandel. Es bleibt nicht außer Acht zu lassen, dass die größten Ozeantransportfirmen, darunter Moeller-Maersk und Hapag Lloyd, auf eine Durchquerung des Roten Meeres und des Suez-Kanals bis auf Weiteres verzichten.

Auf Basis dieser Entscheidung haben sich die Transportzeiten teils deutlich erhöht. Eine alternative Umschiffung des südafrikanischen Kaps der guten Hoffnung auf dem Weg entlang der westafrikanischen Küste bis hinauf ins Mittelmeer geht mit zeitlichen Transport- und Lieferverzögerungen von zwei bis drei Wochen einher.

Operation Prosperity Guardian

Grund hierfür sind die sich fortsetzenden Raketen- und Drohnenangriffe aus dem Jemen, die das maritime Nadelöhr des Bab el Mandeb und den damit verbundenen Schiffsverkehr nahezu zum Erliegen gebracht haben.

Nachdem die Versicherungsprämien in Reaktion auf diese Entwicklung zuerst durch die Decke gingen, entscheiden sich immer mehr Schiffsversicherer inzwischen dazu, Passagen in der Region überhaupt nicht mehr zu versichern, solange die Situation vor Ort anhält und die Situation nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.

Um einer Verschlechterung der Situation rund um das Rote Meer vorzubeugen, hat die US-Regierung inzwischen eine „Koalition der Willigen“ vereint, um eine unter eigener Führung stehende Militärmission namens Operation Prosperity Guardian auf die Beine zu stellen.

Auf Empörung ist in Washington die vor einigen Tagen getroffene Entscheidung Spaniens, Frankreichs und Italiens gestoßen, sich an der Operation Prosperity Guardian nicht mit eigenen Kriegsschiffen beteiligen zu wollen.

Ändern werde sich an dieser getroffenen Entscheidung laut der drei Regierungen nur dann etwas, falls die NATO oder die EU die Führung über diese Operation übernehmen werden. Zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien hat diese Entwicklung inzwischen zu einer Zunahme der bilateralen Spannungen geführt.

Globale Lieferketten rücken erneut in den Fokus

Es verwundert kaum, dass angesichts der aktuellen Situation abermals Bedenken im Hinblick auf die Stabilität und Aufrechterhaltung der globalen Lieferketten aufkommen. Nicht nur die im Nordwesten des Indischen Ozeans und in der Arabischen See anhaltenden Spannungen leisten hierzu einen Beitrag.

Laut Experten an den internationalen Transportmärkten wird sich auch der durch Malaysia ausgesprochene Bann negativ auf die Beschaffenheit der globalen Lieferketten auswirken. Die große muslimische Mehrheit der malaysischen Bevölkerung hatte ihren Druck auf die eigene Regierung zuletzt massiv erhöht, um Israels Transportrouten und die Schiffsinfrastruktur des Landes aufs Korn zu nehmen.

Die Regierung in Kuala Lumpur hat sich diesen Forderungen inzwischen gebeugt. Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim hat der Regierung in Tel Aviv zudem öffentlich vorgeworfen, im Zuge des eigenen Vorgehens im Gaza-Streifen gegen internationale Gesetze zu verstoßen.

Aus diesem Grunde sei allen israelischen Schiffen ein Einlaufen und Andocken in den Häfen Malaysias untersagt worden. Dieses Verbot gilt vor allem für Schiffe der größten israelischen Transportfirma Zim.

Schiffseignern und Brokern läuft es kalt den Rücken hinunter…

Auch alle anderen Schiffe, die sich mit Warenladungen auf dem Weg nach Israel befinden, sehen sich seit vergangener Woche von diesem Bann betroffen. Inzwischen gehen Gerüchte an den Finanz- und Transportmärkten um, wonach sich Indonesien dem durch Malaysia verhängten Bann schon bald anschließen werde.

Schiffseignern und Schiffsbrokern läuft es bei diesen Aussichten kalt den Rücken herunter. Denn nach dem Bab el Mandeb könnte es unter Umständen schon bald zu einer Sperrung der Straße von Malakka für israelische Transportschiffe oder auch alle anderen Schiffe, die ihre Warenladungen nach Israel verbringen, kommen.

Summa summarum wird mit zunehmenden Turbulenzen und sogar Unterbrechungen im Seehandel zwischen dem Nahen Osten und Südostasien gerechnet. Hierbei handelt es sich um eine der wichtigsten kommerziellen Seerouten überhaupt.

Die Frage, die an den Finanz- und Transportmärkten aufkommt, dreht sich um die zusätzlich entstehenden Kosten an den internationalen Transport- und Containerschiffsmärkten. Ferner sei mit auf breiter Front steigenden Versicherungsprämien zu rechnen, weil Passagen an bestimmten Orten unserer Welt gefährlicher geworden sind und partiell weniger Seehäfen für bestimmte Akteure zur Verfügung stehen.

Nicht nur aus logistischer Sicht leiten sich aus dieser Situation Schwierigkeiten und große Herausforderungen ab. Auch der Kraftstoffverbrauch wird aufgrund der längeren Passagen deutlich zunehmen, wodurch sich das Transportgut verteuert.

Es lässt sich unter Bezugnahme auf Experten auch keineswegs mehr ausschließen, dass muslimisch dominierte Länder auf dem asiatischen Kontinent israelische Schiffe und mit für Israel vorgesehenem Transportgut beladene Schiffe komplett vom internationalen Seehandel abschneiden könnten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite straitstimes.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Nicht zu vergessen bleibt, dass auch die Durchfahrt des Panama-Kanals schon seit einiger Zeit nur unter zunehmend eingeschränkten Bedingungen möglich ist. Insbesondere die steigenden Versicherungsprämien drohen sich neben den zeitlich längeren Transportzeiten abermals preissteigernd an den internationalen Gütermärkten auszuwirken.

Es wäre also keineswegs verwunderlich, wenn die Preise im nächsten Jahr wieder steigen würden. Im Hochsteuerland und europäischen Wirtschaftszentrum Deutschland werden die Preise allein schon aufgrund von auf breiter Fläche steigenden Steuern und gestrichenen Subventionen wahrscheinlich wieder anziehen.

Dies gilt insbesondere für den Transport- und Lebensmittelsektor. Auch die Strompreise sollen ab dem nächsten Jahr wieder deutlich zulegen. In den Produzentenpreisen wird sich dies wohl alsbald spiegeln, sodass die Frage erlaubt sei, ob sich hochtrabende Erwartungen an baldige Zinssenkungen durch die Notenbanken am Ende nicht ins Leere zu laufen drohen?!

Allen Lesern sei meinerseits ein guter Start ins neue Jahr, Gesundheit, innere Kraft und Fokussierungsvermögen auf die individuell als wesentlich empfundenen Dinge gewünscht!!

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