Aktuelle Datentracker deuten darauf hin, dass sich das amerikanische Wirtschaftswachstum im 4. Quartal abschwächen wird. Ganz offensichtlich beginnen die Auswirkungen der Steuerreform und der aufgelegten Stimulierungsprogramme langsam aber sicher auszulaufen.

Eigentlich war es aus diesem Blickwinkel nur noch eine Frage der Zeit, wann ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses vor die Mikrofone treten würde, um zu verkünden, dass das einst in seinem Wahlkampf durch US-Präsident Donald Trump versprochene Infrastrukturprogramm nun nach Ablauf der Mid-Term-Wahlen ein heißes Thema sei.

Selbstverständlich ist es der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, der ankündigte, dass die Trump-Regierung sich nun mit der Umsetzung und Verabschiedung eines weitläufigen Infrastrukturporgamms beschäftige.

Energiesektor rückt in den Fokus

Wie Kudlow gegenüber CNBCerklärte, richte sich sein eigenes Anliegen insbesondere auf eine Modernisierung des amerikanischen Energiesektors. Vor allem Pipelinesysteme scheinen Kudlow in diesem Zusammenhang am Herzen zu liegen.

Wie es bislang heißt, soll die Bundesregierung einen Betrag von $200 Milliarden finanzieren, um die Investitionssumme über eine potenzielle Partizipation von Privatunternehmen sowie Kommunalregierungen und Bundesstaaten in den nächsten zehn Jahren auf mehr als $1,5 Billionen zu hebeln.

In Assoziation mit diesem angedachten Programm soll es darüber hinaus auch zu einem massiven Abbau von gesetzlichen Umweltauflagen in den Vereinigten Staaten kommen. Laut Kudlow würde nach Auflage eines solchen Programms insbesondere der Flüssiggassektor in der Heimat in den Fokus der Aktivitäten rücken.

Subventioniertes Flüssiggas für Europa?

Nicht nur die Verschiffung von LNG, sondern auch der Bau von neuen LNG-Terminals solle in diesem Zuge stark expandiert werden. Nun, dabei dürfte sehr wahrscheinlich auch der europäische Kontinent in den Fokus der Amerikaner rücken. Erklärtes Ziel Washingtons ist es schließlich, die Europäer von einem Kauf russischen Gases in der Zukunft abzubringen.

Um dies zu bewerkstelligen, soll es zu einer deutlichen Steigerung des Exports von LNG aus den USA nach Europa kommen. Wie ich Ihnen vor Kurzem berichtete, halten global aktive Energiekonzerne Flüssiggas aus den Vereinigten Staaten allerdings für zu teuer. Vielleicht wird Washington nichts anderes übrig bleiben, als die Ausfuhr von LNG zu subventionieren.

Für Amerikas Steuerzahler würde dies gewiss recht teuer werden. Auch die Schiffsindustrie Amerikas möchte Larry Kudlow aus ihrem Dornröschenschlaf wach küssen. Warum? Es braucht nur einen weiteren Satz, um bestätigt zu bekommen, was sich jeder zuvor schon hätte denken können.

Selbstverständlich möchten die USA, so Kudlow, in der Zukunft Rohöl und Gas exportieren. Und wohin? Richtig, natürlich nach Europa und Asien! Russland darf es aus Sicht des Welthegemons schließlich nicht erlaubt werden, noch stärker Fuß in Europa und Asien zu fassen.

Auf dem Weg in eine unsichere Energieabhängigkeit

Exakt aus diesem Grund wird ja auch bereits alles unternommen, um die Russische Föderation mittels US-Sanktionen wirtschaftlich zu schwächen. Für eine anvisierte Expansion eigener Marktanteile an den globalen Energiemärkten wird also ganz offen die weltweite Vorherrschaft des US-Dollarsystems in Stellung gegen Russland gebracht.

So einfach ist das. Es stellt sich aus diesem Blickwinkel die Frage, wen es nach dem Iran und Russland als nächstes treffen wird.  Und selbstverständlich offenbaren die politischen Führungen Europas ihren Willen, dem amerikanischen Diktat aufs Wort Folge zu leisten.

Dass Europa über den Verlauf der vergangenen Jahrzehnte einen Gaslieferanten namens Russland hatte, der stets zuverlässig und problemlos geliefert hat, scheint dabei niemanden dieser Figuren sonderlich zu interessieren.

Lieber macht man sich in der Zukunft abhängig von einem auf Basis von bloßer Willkür und mit roher Gewalt agierenden Land, das durchaus dazu in der Lage wäre, den LNG-Hahn abzudrehen, wenn politische Vorgaben aus Washington nicht eingehalten oder abgenickt werden.  Unglaublich ist das!  

Finanzierung steht in den Sternen

Es gibt auch noch die Ratingagentur Fitch. Bereits zu Jahresbeginn gab Fitchbekannt, dass sich die Teilnahme an der Finanzierung eines großen Infrastrukturprogramms in den USA  seitens Kommunalregierungen und Bundesstaaten als große Herausforderung erweisen wird.

Denn es fehle schlichtweg an Finanzierungsmöglichkeiten, um das angedachte Programm der Bundesregierung auf lokaler Ebene entsprechend zu hebeln. Die Demokraten toppen das Ganze noch. Denn die Dems rufen die Washingtoner Regierung dazu auf, die Staatsausgaben um eine weitere Billion US-Dollar zu steigern.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Keiner weiß es. Bislang erweckt die Federal Reserve nicht den Eindruck, alsbald erneut mit einer rotierenden Druckerpresse Gewehr bei Fuß zu stehen.  Der US-Staat wird sich also neue Finanzierungsquellen erschließen müssen – und scheint in der seit 1993 nicht mehr angehobenen Gas- und Benzinsteuer fündig geworden zu sein.

Um eine seitens der Trump-Regierung angedachte Finanzierung des Infrastrukturprogramms auf die Beine zu stellen, wird die amerikanische Privatwirtschaft mit ins Boot geholt werden müssen. Doch die lässt bislang kein großes Interesse an einer Teilnahme erkennen. Warten wir es ab, welche Karotte die Trump-Regierung den Unternehmen vor die Nase halten wird.

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