Es ist keine Überraschung, dass wir jetzt mit "differenzierten Lockdowns" konfrontiert wurden. Im Vorwege implizierten die Daten, die als sensitiv definiert wurden als auch die Einlassungen der Politik, dass es dazu kommen würde.

Diverse Ökonomen haben sich zu den Risiken für die Ökonomie geäußert. Die Ökonomie stellt die ultimative Grundlage für alle Einkommen und damit auch die staatliche Handlungsfähigkeit dar. Die Axt an die Ökonomie anzulegen, riskiert die Fähigkeit des Sozialstaats und auch des Gesundheitswesens perspektivisch.

Aus diesen Gründen sind die Warnungen der Ökonomen Krämer, Michelsen und Schmieding (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“) ernstzunehmen, denen ich mich voll anschließe. Das Wissen um die komplexen Zusammenhänge Ökonomie, laufende Einkommen und Staat als Umverteiler des wirtschaftlichen Erfolgs scheint bei vielen Argumentationen recht kurz zu kommen.

Sollte die vergangene oder die zukünftig mögliche Rezession zu markanten Strukturschäden führen, muss auch das Sozialstaatsgefüge und die Gestaltung des Gesundheitswesens in der Form, wie wir es gewöhnt sind, in Frage gestellt werden.

Geld wächst nicht auf Bäumen, auch wenn der Eindruck bezüglich der westlichen Notenbankpolitik bisweilen erweckt werden könnte. Dieses Geld ist aber qua Definition Schuldgeld. Schulden lassen sich nur aus wirtschaftlichem Erfolg pekuniär begleichen. Wenn die dafür notwendige ökonomische Struktur geschliffen oder zerstört wird oder die Mittel konsumtiv verschwendet werden, wird das Zukunftspotential für kommende Generationen zerstört.

Der jetzt gefundene Begriff des „differenzierten Lockdowns“ ist fraglos charmant, dennoch stellen diese Einschränkungen ein scharfes Schwert dar.

Fakt ist, dass weder die Grenzen geschlossen werden, noch das produzierende Gewerbe die Pforten schließen muss. Auch Schulen, Kitas und Unis laufen weiter. Das ist als positive Lernkurve aus dem 1. Lockdown begrüßenswert.

Betroffen sind die Institutionen, die das gemeinschaftliche Leben tragen, also Hotels, Gaststätten, Fitnesscenter, Kulturbetriebe und Messen. Ich begrüße ausdrücklich die Pläne, diesen Kreisen Finanzhilfen in Höhe von zehn Mrd. Euro zukommen zu lassen, denn diese Unternehmen sind nicht durch eigenes Verschulden in diese Schieflage geraten. Laut Branchenfachkreisen stehen circa ein Drittel dieser Betriebe vor dem Aus. Das ist eine massive Größe für die deutsche Volkswirtschaft (Struktur).

Anekdotische Evidenz: Wir haben bei uns vor Ort in Worpswede eine Reihe von sehr gut geführten und erfolgreichen Restaurants und Hotels. Diese gesamte Struktur ist dieses Jahr ohne eigenes Verschulden existentiell gefährdet, obwohl deren Hygienestandards als „state of art“ definiert werden dürfen.

Diese existentiellen Bedrohungen und damit einhergehende Verzweiflung von großen Teilen der deutschen Dienstleistungswirtschaft wie auch andere Kollateralschäden an Psyche und Gesundheit werden im Zuge von Corona stark unterbelichtet. Gleiches gilt für die Folgen der Maßnahmen für die kommende Generation (u.a. Bildung, fiskalische Belastung).

Fazit: „Differenzierte Lockdowns“ schaden weniger als generelle Lockdowns. Sie sind ultimative Mittel, mit denen extrem verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Je mehr Bürger sich verantwortungsvoll verhalten, desto zuversichtlicher dürfen wir sein, dass ab Dezember wieder ein Stück weit Normalität einkehren wird.

Schweden überzeugt

Schwedens Umgang mit der Corona-Krise steht immer wieder im medialen Mittelpunkt. Auch dort wurde jetzt mit knapp 2.000 positiv getesteten Personen ein neuer Höchstwert markiert. Dennoch agiert Schweden bisher im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern mit drastisch geringeren Einschränkungen.

Werfen wir einen Blick auf die aktuelle WHO-Statistik für Schweden: Die Daten belegen, dass die Sterblichkeit an und mit Covid-19 unkritisch ist.

 

Werfen wir einen Blick auf die täglichen Einlieferungen von Covid-Patienten auf Intensivstationen in Schweden:

 

Der entspanntere Umgang Schwedens hat wirtschaftliche Konsequenzen. Der gestern in Schweden veröffentlichte Daten-Mix (siehe nachfolgendes Datenpotpourri) setzte im Gegensatz zu den Daten der Eurozone markant positive Akzente.

In Kombination der Intensivfallstatistik mit der Corona-WHO-Statistik und den Wirtschaftsdaten eröffnet sich, dass der schwedische Weg in der Corona-Politik im Hinblick auf die Kollateralschäden (Wirtschaft, Einkommen, Struktur) der getroffenen Maßnahmen keine Verurteilung verdient.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:

In Spanien sanken die Einzelhandelsumsätze per September im Jahresvergleich um 3,3 % nach zuvor -2,9 % (revidiert von -2,4 %). In Irland stiegen die Einzelhandelsumsätze per September im Jahresvergleich um 9,7 % nach zuvor 8,7 % (revidiert von 9,1 %). Der Index des Geschäftsklimas des Verarbeitenden Gewerbes fiel in den Niederlanden von zuvor 4,8 auf -5,6 Punkte.

Schweden: Topwerte - Ausnahmeerscheinung in Europa!

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per September im Jahresvergleich um 3,9 % nach zuvor 3,0 % zu. Der Index des Verbrauchervertrauens legte per Oktober von zuvor 88,4 auf 90,0 Zähler zu und markierte den höchsten Wert seit Februar 2020. Der Index des Geschäftsklimas stieg per Oktober von zuvor 93,6 auf 95,7 Punkte und erreichte den höchsten Indexwert seit Februar 2020 (V-förmige Erholung).

Südkorea: Top-Performance

Der von der BOK ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe nahm per November von zuvor 70 auf 78 Zähler zu und markierte den höchsten Wert seit Februar 2020 (02/20 bei 79, V-förmig).

Japan: Enttäuschung im Einzelhandel

Die Einzelhandelsumsätze sanken per September im Jahresvergleich um 8,7 % (Prognose -7,7 %) nach zuvor -1,9 %. Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per Oktober von zuvor 32,7 auf 33,6 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"