Wer die Federal Reserve in den letzten Wochen ein wenig näher beobachtete, könnte auf den Gedanken kommen, dass dem Offenmarktausschuss zurzeit wichtiger zu sein scheint, den US-Dollar nach unten zu reden anstatt zur Tat zu schreiten und tatsächlich zu handeln.

Und damit meine ich insbesondere die Lage an der Zinsfront. Waren die Erwartungen an die Zinssitzung der Fed im Monat Juni bereits turmhoch, wurden die allgemeinen Erwartungen an eine Leitzinssenkung abermals enttäuscht. Was kurz darauf geschah, hatte ich Ihnen in Fed-Zinssenkungen: Jetzt doch nicht? Oder nur so halb? berichtet.

Und dennoch, nach der Juni-Zinssitzung der Fed haben sich die Erwartungen an den Finanz- und Währungsmärkten einfach an eine im Monat Juli bevorstehende Senkung der Zinsen in den USA verlagert. Sonderbar ist das schon, wenn man bedenkt, dass die Erwartungen der Finanzmärkte bislang Monat um Monat enttäuscht wurden.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass sich an keiner Stelle in den Fed-Protokollen oder jüngsten Erklärungen von Fed-Mitgliedern stringente Aussagen zu angedachten Zinssenkungen im Monat Juli und darauf finden lassen. Realität ist hingegen, dass nach der Juni-Zinssitzung deutlich wurde, keine Zinssenkungen in den USA bis Ende 2020 vornehmen zu wollen.

Selbstverständlich könnte sich daran durchaus etwas ändern, und zwar dann, falls sich der Abschwung der Wirtschafts- und Konjunkturindikatoren in den Vereinigten Staaten in den nächsten Wochen fortsetzen sollte. Die jüngsten Erklärungen der Fed bedeuten also nicht, dass deren Leitzins tatsächlich bis Ende 2020 unverändert bleiben wird.

Gleichzeitig weist zum jetzigen Ausgenblick aber auch nichts darauf hin, dass es im Juli zu einer Zinssenkung in den USA kommen wird. Vielmehr versucht sich die Fed daran, ihr Narrativ bezüglich einer weiter wachsenden Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

Noch immer berufen sich Jerome Powell und der Offenmarktausschuss auf eine starke Erholung der Wirtschaft oder sich verbessernde Fundamentaldaten, wenn gleichzeitig alles auf einen sich fortsetzenden Wirtschaftsabschwung hindeutet.

Nicht nur die Bondmärkte oder der Eurodollar-Index, sondern auch die Hausverkäufe, die Fahrzeugmärkte, die Transportmärkte, der Einzelhandelsabschwung, ein sich abschwächender Arbeitsmarkt sowie kurz vor einer Kontraktion stehende Aktivitäten im Industriesektor weisen auf das genaue Gegenteil hin.

Hinzu kommt, dass sich der Inflationsdruck in bestimmten Bereichen der Wirtschaft erhöht. Hierzu gehören vor allem der Lebensmittelsektor und die Mietpreise. Wenn Ex-Fed-Chef Alan Greenspan dereinst prognostizierte, dass sich die USA auf dem Weg in eine Stagflation (stagnierendes Wachstum gepaart mit Inflation) befinden, so sieht es momentan ganz danach aus, als ob Greenspan Recht behalten könnte.

Die dauerhafte Aufrechterhaltung des Narrativs einer starken und gesunden Wirtschaft und das Ausblenden von in den Keller gehenden Konjunkturindikatoren deuten nicht auf eine Federal Reserve hin, die kurz davor stünde, das Handtuch zu werfen, um deren Zinserhöhungszyklus aufzugeben und Quantitative Tightening über Bord zu werfen.

Bedenken Sie bitte, dass nach wie vor 50 Milliarden US-Dollar an Anleihen Monat um Monat ihren Weg aus dem Bilanzbuch der Fed finden. In einem Gesamtjahr beläuft sich dieser Betrag auf satte 600 Milliarden US-Dollar, die dem Finanzmarkt entzogen werden.

Sonderbar ist es aus dieser Perspektive allemal, dass die globale Investmentgemeinde nun in Sachen Zinssenkungen der Fed seit Monaten falsch liegt. Kommt es im Juli, wie im Monat Juni, abermals nicht zu der erhofften Zinssenkung, werden die Erwartungen einfach in die nahe Zukunft – und somit auf die nächste Zinssitzung der Fed – verlagert.

Solange die Fed ihren Leitzins nahe des neutralen Inflationszinses belässt und damit fortfährt, einst im Zuge von QE angekaufte Bonds (US-Staatsanleihen, MBS-Papiere und toxische Papiere) aus ihrem Bilanzbuch rollieren zu lassen, dürfte sich der zu beobachtende Abschwung in zahlreichen Sektoren allerdings fortsetzen.

Vielleicht sollten wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass US-Präsident Donald Trump die Fed schon irgendwann zu Zinssenkungen zwingen wird. Es ist vielmehr an der Zeit, sich die Frage zu stellen, wessen Herren Hund Donald Trump zu sein scheint.

Beobachten lässt sich, dass sich Donald Trump stets unter der Fuchtel der Globalisten befand, seitdem der einstige Rothschild-Banker Wilbur Ross seinem Kumpel Donald Trump in den 1990iger Jahren einen Bailout im Hinblick auf dessen einst vor dem Untergang stehendes Taj Mahal Casino lieferte.

Und folgerichtig ist Wilbur Ross heute Amerikas Handelsminister. Ross und andere Vertreter der Eliten (wie Finanzminister Steven Mnuchin) tun nichts anderes, als Trump Tag für Tag über die Schulter zu schauen.

Unter Umständen findet sich hierin eine Erklärung, warum Donald Trump die Fed während seiner Präsidentschaftswahlkampagne immer wieder für eine Inflationierung der Alles-Blase in der Ägide seines Amtsvorgängers Barack Obama heftig kritisiert hatte.

Nullzinsen, QE und anderes Teufelswerk waren Trump damals ein großer Dorn im Auge, Und jetzt ist plötzlich alles anders? Jetzt soll Fed-Chef Jerome Powell den amerikanischen Leitzins lieber gestern als morgen um einen vollen Prozentpunkt absenken, um die Alles-Blase nicht zum Platzen zu bringen? Merken Sie etwas?

Seitdem Trump im Weißen Haus sitzt, brüstet er sich damit, der Grund für die stark überteuerten und inflationierten Aktienkurse an der Wall Street zu sein. Seine Wiederwahl, so Trumps eigene Aussage, werde verhindern, dass es an den globalen Aktienmärkten zu einem Jahrhundertausverkauf kommen werde.

Trotz seiner harschen öffentlichen Kritik an der Zinspolitik der Federal Reserve hat Trump ein ums andere Mal erklärt, nicht die Absicht zu verfolgen, Jerome Powell den Posten des Vorsitzenden der Fed streitig machen zu wollen. Selbst in der letzten Woche vor dem G20-Gipfel bekräftigte Trump diese Aussage nochmals. Selbst wenn Trump Powell aus dessen Amt entfernen wollte, so würde es ihm dazu an Macht mangeln.

Aus diesem Blickwinkel erweckt es den Eindruck, dass Trumps gegen Powell geführter Wortkampf nichts weiter als eine Farce ist. Schließlich handelt es sich hinsichtlich der Fed um eine rein private Institution, die niemandem zu einer Antwort verpflichtet ist. Trump hat aus meiner Sicht den Fehler begangen, seinen präsidentiellen Erfolg voll und ganz mit der Aufrechterhaltung und Inflationierung der Alles-Blase zu verknüpfen.

Sollte diese Blase unter seiner Präsidentschaft platzen, lassen sich Trump und dessen konservative Anhänger bestens zu Sündenböcken durch das liberale Establishment in den USA stempeln. So, wie es Peter Schiff vor Monaten schon kommen sah. Wem ist Trump verpflichtet? Gewiss den Wall-Street-Banken, denen er die Regulierung nach der Finanzkrise wieder entschärft hat.

Trumps Handelskrieg führt überdies zu einer höheren Inflation in den USA, was der Fed irgendwann als willkommene Ausrede dienen könnte, um die Zinsen in den USA konstant zu halten – oder gar ein weiteres Mal anzuheben. In diesen Tagen ist nichts in Stein gemeißelt. Wenn die Alles-Blase an den Finanzmärkten einmal platzt, bieten sich der Fed mehrere Möglichkeiten.

Entweder erneut stimulieren, gar nichts machen und aussitzen - und natürlich ein Auge darauf haben, was andere Zentralbanken rund um den Globus tun werden. Warten wir also ab, was geschehen wird, wenn EZB-Präsident Mario Draghi seinen Worten Taten folgen lassen sollte, um den Leitzins in der Eurozone demnächst ein weiteres Mal zu senken. Bis dahin wird wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Wasser den Rhein hinunter fließen.

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