Der durch die Biden-Administration verhängte temporäre Exportstop im Flüssiggassektor ist eine Sache. Fast rekordhohe amerikanische Kohlexporte wiederum eine andere. Wie aus neuen Daten hervor geht, sind die Ausfuhren unter amerikanischen Thermalkohleexporteuren im Gesamtjahr 2023 auf einen Gegenwert von mehr als fünf Milliarden US-Dollar gestiegen.

Bereits im Sommer letzten Jahres wurde in diesem Bericht ausgeführt, weswegen es in den Vereinigten Staaten zu einer solchen Entwicklung kommen würde. Aus heutiger Sicht steht fest, dass Kohleproduzenten in den USA im vergangenen Jahr rund 32,5 Millionen metrische Tonnen Kohle an das überseeische Ausland verschifft haben.

So kletterten die amerikanischen Thermalkohleausfuhren nicht nur auf ein 5-Jahres-Hoch, sondern die damit verbundenen Einnahmen erwiesen sich unter den Produzenten auch als die zweithöchsten seit dem Jahr 2017.

Kohle spielt in der Stromerzeugung in den Vereinigten Staaten eine nur noch untergeordnete Rolle – bei teils flatterhaften Netzen. Deutschlands Situation verschärft sich

Nur im Jahr 2022 wurden bislang höhere Exporteinnahmen, die damals bei 5,7 Milliarden US-Dollar lagen, verbucht. Kritiker machen der auf eine gestrenge Klimapolitik fokussierten Biden-Administration den Vorwurf, dass die heimische Kohlenutzung in der Erzeugung von Strom zum selben Zeitpunkt auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2000 gesunken ist – und dies bei teils flatterhaften Netzen wie in Kalifornien und manchen anderen Bundesstaaten.

Ähnlich wie in Deutschland sehen die Pläne der US-Regierung vor, zu einer der weltweit führenden Nationen in der Energietransformation wie auch einer spürbaren Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu avancieren.

Auf welch wackligen Füßen diese Transformation in Deutschland steht, lässt sich spätestens seit der schmerzhaften Reduktion der russischen Gasimporte bei zusätzlicher Abschaltung der letzten drei noch verbliebenden Atommeiler beobachten.

Dass jetzt auch noch LNG-Importe aus den Vereinigten Staaten aufgrund des eingangs erwähnten Flüssiggasexportstops in erhöhtem Maße auszufallen drohen, führt jedermann in Deutschland vor Augen, auf den Einsatz von Kohle in der Stromerzeugung nicht verzichten zu können.

Zweitens hat sich der Grad der Energieabhängigkeit nur von der Russischen Föderation auf die Vereinigten Staaten verlagert, wobei nicht außer Acht zu lassen bleibt, dass LNG-Importe aus den USA deutlich teurer sind als das zuvor jahrzehntelang aus der Russischen Föderation bezogene Pipeline-Gas.

Letzten Endes scheint Zoltan Pozsar Recht zu behalten, wenn der ehemalige Mitarbeiter der Fed of New York davor warnte, dass Deutschlands mehr als zwei Billionen Euro schwere Wirtschaft auf russischen Gasimporten in einem jährlichen Umfang von 200 Milliarden US-Dollar beruhte.

Dass Deutschland jetzt aufgrund von viel zu teuren Energieeinfuhren inzwischen seine globale Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit anderen Industrienationen eingebüßt hat, wird der Berliner Regierung und den führenden Wirtschaftsinstitutionen des Landes inzwischen zu jeder sich bietenden Gelegenheit durch die angelsächsische Presse aufs Brot geschmiert (HIER oder HIER).

Wen wundert es, wenn selbst der Finanzminister wie auch der Wirtschaftsminister eines Landes offen zugeben, im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein?!

Temporärer LNG-Exportbann – spielt die texanische Grenzrevolte eine Rolle?

Drittens und letztens gibt es zahlreiche Beobachter und Kommentatoren in den Vereinigten Staaten, die das durch die Washingtoner Bundesregierung ausgesprochene LNG-Exportverbot mit dem offenen Widerstand des Bundesstaates Texas gegenüber Joe Biden und dem Weißen Haus begründen.

Texas solle für sein Verhalten und seine Alleingänge in Grenzangelegenheiten wirtschaftlich bestraft werden, wie in diesen Kreisen gemutmaßt wird. Wie die Gründe auch liegen mögen, so scheint in Washington bisher niemand großartig Anstoß daran zu nehmen, dass der – neben Großbritannien – engste Verbündete der Amerikaner in Europa ökonomisch jetzt noch stärker unter Druck zu geraten droht.

Dass die Kohleausfuhren unter amerikanischen Produzenten im vergangenen Jahr abermals auf einem sehr hohen Niveau gelegen haben, während die Biden-Administration die Kohle-Nutzung in der heimischen Stromerzeugung spürbar reduziert, wird vielerorts wiederum als „heuchlerisch“ im Hinblick auf die durch die Biden-Aministration permanent an den Tag gelegte Klimaschutzideologie bezeichnet.

Indiens Kohleeinfuhren steigen rasant

Denn schließlich wird die durch die Vereinigten Staaten exportierte Kohle dann eben an anderen Orten unserer Welt verbrannt. Einer dieser Orte ist der Subkontinent Indien, auf den im vergangenen Jahr allein knapp 12 Millionen metrische Tonnen der Kohleausfuhren der Vereinigten Staaten entfielen.

Immerhin lag der prozentuale Anteil Indiens in Relation zu den Gesamtthermalkohleexporten der Vereinigten Staaten im Jahr 2023 damit bei 36,3 Prozent. Indiens Thermalkohleeinfuhren kletterten gegenüber dem Vorjahr um 130 Prozent.

Indien bleibt damit der weltweit zweitgrößte Kohleproduzent und Kohlekonsument hinter der Volksrepublik China. Indiens spürbar gestiegene Einfuhren aus den USA lassen erkennen, dass der Energiehunger in einer der führenden asiatischen Volkswirtschaften unersättlich zu sein scheint.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Indien auch in den kommenden Jahren einer der größten Kohleimporteure weltweit bleiben wird. Einerseits liegt dies an dem Umstand, dass sich die indischen Kohlevorräte sukzessive erschöpfen.

Lieferkettenverlagerungen finden statt

Andererseits liegt der Grad der Abhängigkeit von der Kohleverbrennung in der heimischen Energieerzeugung auf dem Subkontinent nach wie vor bei 75 Prozent. Aufgrund von langsam aber sicher in Gang kommenden Produktions- und Lieferkettenverlagerungen von China nach Indien wird die Energienachfrage im Land laut Analysten weiter zunehmen.

Eines der führenden Beispiele ist der amerikanische Elektronikgüterhersteller Apple, der seine Lieferketten in einem zunehmenden Tempo aus dem Reich der Mitte nach Indien verlagert. In der Volksrepublik China macht sich dies inzwischen anhand von Zahlen bemerkbar, da mehr und mehr Chinesen sich von Produkten des Konzerns abwenden, um heimischen Herstellern den Vorzug zu geben.

Im Gegensatz zu den Forderungen unter Klimaschutzapologeten hat die Regierung von Indiens Premierminister Narendra Modi verkündet, dass die Stromerzeugung mittels Kohlekraftwerken im Gesamtjahr 2023 um 11,3 Prozent gestiegen ist. Hierbei handelte es sich um den stärksten Anstieg in den letzten fünf Jahren.

In den nächsten eineinhalb Jahren sollen diese Kapazitäten um knapp 20.000 Megawatt erhöht werden. Amerikanische Kohleausfuhren gingen im vergangenen Jahr auch verstärkt an die Niederlande, die einen Anteil von 13,4 Prozent in Relation zu den Gesamtkohleausfuhren auf sich vereinten.

Auf den nachfolgenden Plätzen lagen Ägypten mit einem Anteil von 8,5 Prozent, Marokko mit 6,7 Prozent und Japan mit 6 Prozent. Unter Bezugnahme auf die Energy Information Administration wurde ein Anteil von 17 Prozent in Relation zur Gesamtkohleerzeugung in den Vereinigten Staaten im Gesamtjahr 2023 exportiert.

Weder Logik noch gesunder Menschenverstand

Gleichzeitig produzieren viele amerikanische Unternehmen in der Volksrepublik China und in Indien, um deren dort vor Ort hauptsächlich mittels Kohleenergie erzeugten Produkte zurück an die Vereinigten Staaten zu exportieren.

In den USA selbst spricht die „Woke“-Gemeinde dann von der Notwendigkeit, den Planeten „zu retten“, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und der heimischen Wirtschaft das Leben mittels Emissionszertifikaten zusehends zur Hölle zu machen.

Wer sich mit diesen Zusammenhängen ein wenig eingehender beschäftigt, wird darin einfach keine Logik erkennen. Wie dem auch sei, so wird die weitere Entwicklung an den globalen Kohlemärkten im laufenden Jahr mit von der in Chinas Wirtschaft vorherrschenden Lage abhängig sein.

Momentan befinden sich die internationalen Kohlepreise auf dem niedrigsten Niveau seit Frühjahr des Jahres 2021. Einen Beitrag hierzu leistet ein momentan deutliches Überangebot am Kohleweltmarkt.

Blick nach China

In der Volksrepublik China kletterte die Kohleproduktion im Jahr 2023 auf 4,66 Milliarden metrische Tonnen, was einem Anstieg von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Gleichzeitig kletterten die chinesischen Kohleimporte auf ein neues Rekordhoch von 474,42 Millionen metrischen Tonnen.

An den Rohstoffmärkten wird zurzeit mehrheitlich davon ausgegangen, dass die chinesische Kohleproduktion auch im Jahr 2024 steigen wird. Eine solche Entwicklung würde nicht für einen deutlich Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten im Vergleich mit den letztjährigen Zahlen sprechen.

Ferner wird das Reich der Mitte trotz allen anders lautenden Klimaschutzzielen auch in der Zukunft auf Kohleenergie setzen. Im Spätsommer letzten Jahres wurde berichtet, dass Peking den Bau von zwei neuen Kohlekraftwerken pro Woche (!) genehmige.

Die im Jahr 2022 in manchen Regionen des Landes aufgetretenen Energieengpässe haben zu dieser Entscheidung einen großen Beitrag geleistet. Seitdem haben sich die behördlich erteilten Genehmigungen in einer enormen Geschwindigkeit erhöht, während bis dahin auf Eis liegende Projekte revitalisiert wurden.

Misstrauen gegenüber Peking wächst

Kritiker werfen der Pekinger Regierung vor, ihre eigens gesetzten und kommunizierten Klimaschutz- und Emissionsziele auf diese Weise niemals einhalten, geschweige denn erreichen zu können.

Andererseits ist die Volksrepublik China mittlerweile zum weltweit größten Produzenten im Bereich der alternativen Energien aufgestiegen. In Peking selbst wird darüber gesprochen, die Energieerzeugung aus Wind, Sonne und Wasserkraft zu einer der Haupterzeugungsquellen im heimischen Energiebereich in den nächsten Jahren machen zu wollen.

Nichtsdestotrotz besteht ein Mangel an Interoperabilität beziehungsweise Konnektivität zwischen vielen regionalen Stromnetzwerken. Hierzu gesellt sich eine mancherorts spürbare Unterversorgung mit Energie, was zuletzt im Jahr 2022 offen zutage getreten ist.

Allein schon aus diesen Gründen wird der Grad der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen auch in der Zukunft hoch bleiben. Nicht von ungefähr werden in der Volksrepublik China neue Kohlekraftwerke in Rekordgeschwindigkeit genehmigt und errichtet.

Interessant liest sich eine Studie von Global Energy Monitor, in der es heißt, dass sechzig Prozent dieser neu zu errichtenden Kohlekraftwerke in Regionen des Landes entstehen, die ohnehin schon über ein Überangebot an durch Kohlekraftwerke erzeugtem Strom verfügten.

Kritisiert wird, dass den Worten der Pekinger Regierung im Hinblick auf Klimaschutzziele kein Glaube geschenkt werden könne. Mehrfach wurde seitens Pekings in der Vergangenheit darauf hingewiesen, kohlegenerierte Energie als Ergänzung zu alternativer Energieerzeugung zu betrachten.

Die Volksrepublik China erweist sich (noch) als Werkbank der Welt erwartungsgemäß als größter Kohlenstoff-Emittent. Im Jahr 2020 betrug der Anteil des Reichs der Mitte an den weltweiten Treibhausgasemissionen etwas mehr als ein Drittel.

In dem im Jahr 2025 endenden 14. Fünfjahresplan hat sich die Pekinger Regierung dazu bekannt, die Treibhausgasemissionen um rund 65 Prozent zu senken, um den Anteil der alternativen Energien an der Gesamtenergieproduktion parallel hierzu von zwanzig auf 25 Prozent zu steigern. Zumindest die erstgenannte Zielsetzung dürfte angesichts der aktuellen Entwicklung verfehlt werden.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite uscoalexports.org.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wie zu anderen Gelegenheiten gemutmaßt, liegt eine komplette Abkehr von der Nutzung fossiler Brennstoffe nicht nur Jahre, sondern wahrscheinlich noch Jahrzehnte in der Zukunft. Auf dem zurzeit eingeschlagenen Pfad weiter zu wandeln, bedeutet, einst intakte Ökonomien mutwillig zu zerstören. Deutschland ist hierfür eines der erschreckendsten Beispiele auf der ganzen Welt.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"